Weiterbildung und Spezialisierung in der Gebäudereinigung


Für Gesellinnen und Gesellen in der Gebäudereinigung gibt es viele Karrieremöglichkeiten
Dass der Beruf des Gebäudereinigers vielfältig und abwechslungsreich ist, dürfte hinlänglich bekannt sein. Schon im Brot- und Buttergeschäft wie Büroreinigung, Glasreinigung oder Reinigung in Privathaushalten lauern genügend Herausforderungen. Fragen wie welche Oberflächen wie gereinigt werden müssen, ohne dass Schäden oder auch einfach nur ein unansehnliches Resultat entstehen, wie spezielle Fensterarten schmier- und vor allem kratzerfrei zu säubern sind oder wie sich bestimmte Flecken aus textilen Belägen entfernen lassen, erfordern das Fachwissen ausgebildeter Gebäudereiniger.
Aber mit diesen letztlich doch alltäglichen Problemen ist es längst nicht getan. Von der Unternehmensführung bis hin zu spezialisierten Betätigungsfeldern wie etwa der Reinraumreinigung gibt es Aufgaben im Reinigungssektor, die eine gezielte Weiterbildung erfordern. Diese qualifizieren für anspruchsvolle Jobs in der Branche, die nicht nur interessant sind, sondern auch bessere Verdienstmöglichkeiten und Karriereschritte möglich machen. Einige der gängigsten Weiterbildungen für Gebäudereiniger-Gesellen möchten wir hier kurz skizzieren.
Wer als ausgebildeter Gebäudereiniger ein wenig Berufserfahrung gesammelt hat, strebt in der Regel nach einem Aufstieg in der Firmenhierarchie. Dieser gelingt klassischerweise mit der Objektleiter-Funktion. Der Begriff an sich ist nicht geschützt, was leider zu großen Qualitätsunterschieden bei der Ausübung dieses Berufs führt. Ein zertifizierter Objektleiter hat sich jedoch für diese anspruchsvolle Aufgabe entsprechend weitergebildet. Für eine anerkannte Fortbildung wird ein Jahr Berufserfahrung vorausgesetzt. Die Kurse, die sich meist über mehrere Wochen erstrecken, bilden in allem aus, was zur Betreuung eines Reinigungsobjekts und der dort beschäftigten Reinigungskräfte wichtig ist, wie z.B. Personalführung und -verwaltung, Arbeitssicherheit oder Organisation.
Wer sich bereits die Karriereleiter hinauf gearbeitet hat, wird bestimmt mit einem Meistertitel liebäugeln, der die Grundlage bildet, um eine eigene Firma mit Angestellten und Auszubildenden zu führen oder aber auch eine leitende Funktion innerhalb eines Unternehmens zu bekleiden. Die Meisterausbildung umfasst insgesamt 436 Unterrichtsstunden, in denen fachpraktisches und theoretisches Wissen, betriebswirtschaftliche Kenntnisse sowie die Eignung zum Ausbilder vermittelt werden. Die Meisterschule kann sowohl berufsbegleitend als auch in Vollzeit absolviert werden. Die für die Ausbildung anfallenden Kosten können zumindest teilweise durch BaföG und bei Bestehen der Prüfung durch Teilerlass gemindert werden.


Wer den Meistertitel in der Tasche hat, kann dann noch ein Studium dranhängen, denn der Meister beinhaltet auch die Zugangsberechtigung zu bestimmten Bachelor-Studiengängen, auch wenn keine allgemeine oder fachbezogene Hochschulreife vorliegt. Mögliche Studiengänge sind etwa Hygienemanagement oder auch Facility Management. Beide vermitteln in jeweils 6 Semstern Regelstudienzeit fachspezifisches Wissen sowie Kenntnisse in BWL. Mit dem erworbenen Titel eines Bachelor of Science (BSc) eröffnen sich Karrieremöglichkeiten als selbständige Berater oder aber auch führende Angestellte in mittelständischen oder großen Unternehmen.
Apropos BWL: Je größer eine Gebäudereinigunsfirma ist, desto größer ist der Bedarf an professionellem Management. Daher bietet eine Ausbildung zum Betriebswirt nach der Handwerksordnung gute Beschäftigungsmöglichkeiten gerade in großen oder mittelständischen Unternehmen oder kann die Grundlage für eine eigene Firmengründung sein. In den meist über mehrere Monate dauernden Kursen, die sowohl in Voll- als auch in Teilzeit absolviert werden können, wird betriebswirtschaftliches Wissen rund um Unternehmensführung, Unternehmensstrategie, Marketing, Rechnungswesen und Personalmanagement vermittelt. Wer sich für eine solche Weiterbildung interessiert, sollte sich an die regionale Handwerkskammer wenden.
Neben den Fort- und Weiterbildungen, die vor allem den beruflichen Aufstieg zum Ziel haben, gibt es auch die Möglichkeit, sich in einem bestimmten Fachbereich zu spezialisieren. Natürlich dient Spezialwissen immer auch der Karriere, kann aber auch zunächst als sogenannte horizontale Entwicklung gesehen werden, mit der man im ersten Schritt nicht eine Führungsposition anstrebt, sondern eher ein Arbeitsfeld, für dass man sich besonders interessiert und in das man sich vertieft einarbeiten will. Dies kann zum Beispiel die Weiterbildung zum Desinfektor sein. In mehrtägigen Kursen werden Lehrinhalte zur Desinfektion und Sterilisation, Lebensmittelhygiene, Infektionskrankheiten und Schädlingskunde vermittelt. Die rechtlichen Grundlagen des Infektionsschutzes sind ebenfalls Bestandteil der Weiterbildung.
Darüber hinaus steigern die drängenden Fragen der Zeit wie Umweltschutz und Digitalisierung den Bedarf an entsprechend qualifiziertem Personal in der Reinigungsbranche, so dass auch Fort- und Weiterbildungen in diesen Gebieten Sinn machen.
Wer also als Berufseinsteiger immer noch an den Entwicklungs- und Aufstiegschancen in der Gebäudereinigung zweifelt, sollte nun wissen, dass die Branche eine Menge spannender Beschäftigungsfelder sowie Karrieremöglichkeiten bietet. Nähere Informationen zu Fort- und Weiterbildungen können bei regionalen Gebäudereiniger-Innungen, den Handwerkskammern oder der IHK eingeholt werden.
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