Ökologisch sauber!
Umweltschutz und Nachhaltigkeit in der Gebäudereinigung
Beim Thema Umweltschutz stellen sich vielen Gebäudereinigern und ihren Kunden die Nackenhaare: Alles schön und gut, aber wie soll sich der Anspruch an Hygiene sowie Zeit- und Kostendruck mit den oft als zahnlos und teuer empfundenen Bio-Produkten vereinbaren lassen? Für viele steht fest, dass sich Umweltschutz in der Gebäudereinigung weder ökonomisch lohnend, noch im Resultat wirkungsvoll umsetzen lässt.
Damit wären wir auch schon beim Kernproblem dieses Themas: Es erfordert Umdenken, Abschiednehmen von Gewohnheiten und Aufräumen mit längst überkommenen Meinungen. Denn wer sich systematisch mit Ökologie in der Gebäudereinigung auseinander setzt, erkennt schnell, dass sich der nachhaltige Ansatz nicht nur für die Umwelt lohnt, sondern sogar Einsparpotentiale birgt - und dass die Reinigungsqualität dabei nicht leiden muss.
Um die genannten Effekte zu erzielen, reicht es allerdings nicht, die Reinigung eines Objektes nur in Ausschnitten zu betrachten. Sieht man nur die Kosten, die beispielsweise durch den Ersatz eines herkömmlichen, biologisch bedenklichen Reinigungsmittels durch ein teureres Öko-Produkt entstehen, so fällt die wirtschaftliche Bewertung eindeutig negativ aus. Doch bei einer nachhaltigen Betrachtungsweise geht es um weit mehr als nur das Austauschen von Putzmitteln!
Sorge um Mensch und Umwelt
Worum es im Einzelnen beim Umweltschutz in der Gebäudereinigung geht, sei hier kurz skizziert. In vielen Reinigungsmitteln sind Mikroschadstoffe enthalten, die durch das Abwasser ins Öko-System gelangen und somit die Gesundheit von Tieren, Pflanzen und Menschen bedrohen.
Insbesondere Rückstände von Tensiden, Phosphaten, EDTA, Chloriden, Lösemitteln, Säuren und Alkalien belasten das Wasser.
Abgesehen davon haben viele konventionelle Reinigungsmittel reizende, ätzende oder allergene Wirkungen und lösen gesundheitsschädliche Reaktionen vor allem der Schleimhäute und der Haut aus. Wer längere Zeit mit solchen Mitteln in Kontakt steht, läuft also Gefahr, seine Gesundheit nachhaltig zu beeinträchtigen.
Der wichtigste Schritt: Umdenken!
Der Wille zum Umweltschutz ist sowohl bei Kunden als auch bei Gebäudereinigern oft vorhanden. Allein, der Glaube an die Umsetzbarkeit fehlt und dies ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass es feste Vorstellungen darüber gibt, wie Reinigung abzulaufen hat und was eine Reinigungsleistung zu bewerkstelligen hat. Dazu gehört maßgeblich, dass man mit gründlichem Reinigen ein ganzes Arsenal an Putzmitteln verbindet. Der Glaube, dass man jedem einzelnen Fleck mit einem speziellen Mittel zu Leibe rücken muss, ist verbreitet. Zudem wird Sauberkeit oft auch mit Hochglanz und frischem Duft assoziiert.
Wer jedoch die Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt und seine bestehenden Erwartungen auf den Prüfstand stellt, wird bald erkennen, dass Hygiene und Sauberkeit sowohl mit dem Einsatz weniger Reinigungsmittel erzielt werden kann und Hochglanz und ein 'sauberer' Duft lediglich künstlich erzeugte Effekte sind, die die Sauberkeit nicht steigern, dafür aber die Umwelt unnötig belasten.
Desinfizierendes Reinigen gilt sowohl vielen Reinigungskräften als auch Kunden als das Nonplusultra der Hygiene. Und keine Frage, in einigen sensiblen Bereichen muss desinfiziert werden! Doch prinzipiell gilt, dass an vielen Stellen desinfizierend gereinigt wird, wo dies mehr Schaden als Wirkung bringt. Desinfektionsmittel töten nicht nur schädliche Keime ab, sondern auch nützliche Mikroorganismen. Übermäßiges Desinfizieren erzeugt darüber hinaus unnötige Resistenzen bei Erregern, schwächt das Immunsystem des Menschen und reizt Haut und Schleimhäute. Weniger ist hier also oft mehr.
Reduzierung toxischer Stoffe
Um umweltbewusst zu reinigen, muss der Einsatz chemischer Reinigungsmittel reduziert werden bzw. bisher verwendete konventionelle Produkte durch ökologisch unbedenkliche ersetzt werden. Dies ist einfacher gesagt als getan, denn schließlich bedeutet dies, um die umweltschädliche Wirkung der bisher verwendeten Mittel zu wissen und adäquate Alternativen zu finden. Dies ist wirklich kein einfacher Schritt und erfordert einiges an Recherche.
Hilfreiche Auskünfte über die Zusammensetzung und das Gefahrenpotential von Reinigungsmitteln findet man z.B. in der WINGIS-Datenbank, die wir bereits in unserem Artikel zum Arbeitsschutz in der Gebäudereinigung vorgestellt haben. Darüber hinaus finden sich aber im Internet auch einige Negativlisten verschiedener Herausgeber, die die 'schlimmsten' Umweltsünder enthalten.
Bei der Suche nach Alternativen kann man übrigens auch bei den guten alten Hausmitteln wie Essigessenz, Waschsoda, Salmiak, Spiritus und Zitronensäure fündig werden. Wer ein wenig über deren Wirkungsweise und Einsatzmöglichkeiten recherchiert, wird erstaunt sein über ihre Vielseitigkeit und Leistungsfähigkeit!
Aber natürlich ist es mit diesen Mittelchen alleine nicht getan. Spezialreiniger und -pflegemittel auf ökologischer Basis findet man beispielsweise auf Positivlisten, die ebenfalls gut über das Internet zu finden sind. Ein weiterer Hinweis auf die Umweltverträglichkeit von Putzmitteln liefern auch verschiedene Ökosiegel. Deren Aussagekraft über den Grad der Nachhaltigkeit eines Produktes ist allerdings sehr unterschiedlich. So stellen z.B. weder der deutsche 'Blaue Engel' noch das von der EU verliehene 'Europäische Umweltzeichen' eine Unbedenklichkeitsgarantie dar. Das belgische 'Eco Garantie' Siegel legt z.B. einen weit höheren ökologischen Anspruch an.
Mechanische Hilfen zur Schmutzvermeidung und Reinigung
Nachhaltiges Denken in der Gebäudereinigung erfordert ein umfassendes Reinigungskonzept, das zunächst auf Schmutzvermeidung setzt, denn so kann der Einsatz von Reinigungsmitteln reduziert werden. Einen großen Beitrag dazu können z.B. Schmutzfangmatten liefern. Wenn diese an den richtigen Stellen und in ausreichender Größe angebracht werden, verringern sie den Reinigungsbedarf eklatant. Überhaupt spielen Bodenflächen eine große Rolle, wenn es um Ökologie geht, denn bei Verwendung zweckgerechter Bodenbeläge kann deren Reinigung stark vereinfacht werden.
Ein wahres ökologisches Zaubermittel sind Mikrofasertücher, die in vielen Bereichen den Putzmittel-Einsatz überflüssig machen. Außerdem muss bei Mikrofasertüchern seltener trockengewischt werden als bei anderen. Zudem sind sie robust und langlebig, müssen also weit seltener ausgetauscht werden als herkömmliche Wischtücher. Gerade bei den Mikrofasertüchern lässt sich auch schnell ein wirtschaftlicher Spareffekt erkennen.
Auch mechanische Dosierungshilfen sparen Putzmittel und Kosten. Studien zeigen, dass Reinigungsmittel in der Regel überdosiert eingesetzt werden, Überdosierungen von bis zu 100% sind eher die Regel als die Ausnahme! Dabei ist ein 'Mehr' an Reinigern kein 'Mehr' an Sauberkeit, jedoch ein 'Weniger' für die Umwelt und den Geldbeutel.
Ökologische Gebäudereinigung - Chance für Umwelt und Erfolg
Die Sorge um die Umwelt ist zeitgemäß und wird immer dringlicher. Somit kann das Angebot einer ökologischen Gebäudereinigung nicht nur ein persönliches Anliegen sein, sondern auch eine Marktchance. Das wachsende ökologische Bewusstsein wird die Nachfrage nach einer 'Bio-Reinigung' steigern, mittelfristig sind auch gesetzliche Auflagen zu erwarten, die eine ökologische Ausrichtung erfordern werden.
Somit eröffnen sich zunehmend Chancen für Gebäudereiniger, sich in diesem Marktsegment zu etablieren und darin erfolgreich zu agieren. Auch Marketing-seitig gibt es immer mehr Argumente, Kunden für diese nachhaltige Dienstleistung zu gewinnen, somal sich bei konsequenter Umstellung und umfassender ökologischer Betrachtungsweise sogar Sparpotentiale entwickeln lassen.
Auch bei Gebäudereiniger-Online finden sich immer mehr Anbieter von ökologischen Reinigungsmitteln und -verfahren, die erkannt haben, dass sich ein Umdenken lohnt, persönlich wie global gesehen.
Bildquelle 'Sprühflasche': © kotoyamagami - Fotolia.com
Bildquelle 'Plastikflaschen': © Heiko Barth - Fotolia.com
Kommentiert von: Markus aus Zürich | 15.09.2016 |
Gibt es hier Zertifizierungen oder Siegel, die eine Facility Management Firma erwerben kann oder entsprechende Weiterbildungsangebote? | |
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Meinung zum Kommentar von: Christina Fretzger aus München | 08.09.2017 |
Unserer Unternehmen sucht nach der Firma, die Gebäudereinigung für uns machen wird, aber wir sorgen viel über Ökologie und Umweltschutz. Bevor diesen Artikel wusste ich nicht, dass Mikroschadstoffe, die in vielen Reinigungsmitteln enthalten sind, durch das Abwasser ins Ökosystem gelangen und somit die Gesundheit von Tieren, Pflanzen und Menschen bedrohen. Ich stimme voll und ganz zu, dass das chemischer Reinigungsmittel durch ökologisch unbedenkliche ersetzt werden muss, um umweltbewusst zu reinigen. Wir werden nach einer Firma suchen, die uns Ökologische Gebäudereinigung bieten kann, und vielen Dank für den interessanten Artikel. | |
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