Tödlicher Arbeitsunfall von Fensterputzer: Warum es immer wieder zu solchen Tragödien kommt
Ein 33-jähriger Mitarbeiter einer Gebäudereinigungsfirma ist beim Fensterputzen in Oberkirch tödlich verunglückt. Der Mann arbeitete im Obergeschoss eines Neubaus, als er von einer Leiter stürzte. Wenige Tage später erlag er im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Wie es zu dem Unfall kam, ist bislang unklar.
So nüchtern, so erschütternd.
Ein Mensch stirbt bei der Arbeit – einer Tätigkeit, die alltäglich ist, oft schlecht bezahlt, körperlich belastend und doch gesellschaftlich kaum beachtet. Gebäudereinigung ist einer jener Berufe, die buchstäblich im Hintergrund stattfinden. Sichtbar wird er oft nur, wenn etwas schiefgeht.
Und schief gehen kann vieles.
?Arbeitsunfälle in der Gebäudereinigung: Kein Einzelfall
Die Gebäudereinigungsbranche zählt zu den unfallträchtigeren Berufsfeldern. Laut Deutscher Gesetzlicher Unfallversicherung (DGUV) ereigneten sich allein im Jahr 2023 über 20.000 meldepflichtige Arbeitsunfälle in diesem Sektor – davon etliche mit schweren oder gar tödlichen Folgen. Besonders häufig: Stürze von Leitern, Dachkanten oder Gerüsten.
Warum?
Weil Zeitdruck herrscht.
Weil Sicherheit oft „nervt“ oder als lästig empfunden wird.
Weil es an Schulungen fehlt oder an vernünftigem Equipment.
Weil Aufträge zu billig vergeben werden – mit der Folge, dass gespart wird. An allem. Nur nicht an Erwartungen.
?Menschliches Versagen oder Systemfehler?
Wenn es nach offiziellen Statistiken geht, ist der Hauptverursacher von Arbeitsunfällen häufig: der Mensch selbst. Doch das greift zu kurz.
Natürlich spielt Unachtsamkeit eine Rolle – aber was, wenn diese Unachtsamkeit auf Übermüdung, unzureichende Einarbeitung oder einen Sechs-Stunden-Auftrag in vier Stunden zurückgeht? Ist das dann individuelles Versagen – oder kollektives Wegschauen?
?Was es bräuchte
• Strengere Kontrollen auf Baustellen und bei Reinigungsfirmen.
• Pflichtschulungen, die nicht nur auf dem Papier stattfinden.
• Verbindliche Standards für Sicherheit – inklusive Sanktionen bei Nichteinhaltung.
• Respekt für körperlich anspruchsvolle Berufe, die unsere Gesellschaft am Laufen halten.
Denn was bleibt, ist nicht nur die Frage nach dem „Wie konnte das passieren?“ – sondern auch: „Warum passiert es immer wieder?“
Der Mann aus Oberkirch wird keine Antwort mehr geben können. Aber sein Tod sollte nicht folgenlos bleiben.
Bild: Erik Mclean, pexels.com
Redaktion
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