Putzen 2.0 - Roboter in der Gebäudereinigung


Werden Maschinen den Menschen im Gebäudereiniger-Handwerk schon bald überflüssig machen?
In Privathaushalten sind sie bereits immer häufiger anzutreffen: frisbeescheiben-große Putzroboter arbeiten sich über die Böden so mancher, die sich das mühevolle Reinigen vermeintlich preiswert und bequem erledigen lassen wollen. Saugen und nass wischen können die kleinen Flitzer, und auch für die Glasreinigung sind schon einige Geräte auf dem Markt. Die Nützlichkeit der automatisierten Haushaltshelfer scheint derzeit jedoch noch stark vom Preis dieser Geräte abzuhängen. Billigere Produkte verursachen scheinbar mehr Aufwand denn Entlastung und stellen darüber hinaus mitunter eine wahre Lärmbelästigung dar. Wer einen tauglichen Roboter fürs Putzen haben möchte, muss schon etwas tiefer in die Tasche greifen, dafür erzielt man mit ihnen - mit Abstrichen - aber auch recht ansehnliche Ergebnisse.
Schwachpunkt bei den derzeit verfügbaren Robotern ist meist die Tatsache, dass ihre Navigation noch zu wünschen übrig lässt. Preiswertere Produkte scheitern oft schon an kleinsten Hindernissen - oder aber erkennen erst gar keine und gehen mit brachialer Gewalt über Stellen hinweg, die sie eigentlich gar nicht behandeln sollen. Aber auch ausgereiftere Modelle, die sich in Räumen gut orientieren können und erkennen, ob sie die gesamte zu reinigende Fläche erfasst und gleichmäßig gesäubert haben, bleiben oft schlicht und ergreifend irgendwo hängen und brauchen immer wieder einen Menschen, der sie 'befreit'. Zudem gilt auch beim Reinigen mit Roboter-Unterstützung, dass das Runde ins Eckige muss, was nicht alle Geräte wirklich gut meistern und daher oft von Menschenhand in Ecken nachgereinigt werden muss. Selbst eckige Geräte erreichen oft nicht alle Ränder.
Dabei wird gerade die Qualität der Reinigungsleistung ein entscheidender Faktor dafür sein, warum Roboter immer häufiger zum Einsatz kommen werden. Ein funktionstüchtiger, ausgereifter Apparat kennt nun einmal nicht die menschliche Fehleranfälligkeit. Er wird nicht krank und nicht nachlässig, kommt nicht zu spät oder vergisst einen Teil seiner Arbeit. Im Gegenteil, lernende Maschinen werden mit der Zeit immer besser werden in dem, was sie tun. Sind erst einmal verlässliche und leistungsfähige Roboter auf dem Markt, wird sich deren Rentabilität sehr zuverlässig kalkulieren lassen; viele Unwägbarkeiten, die bei der menschlichen Arbeit auftreten, fallen dann weg. Roboter anstelle von Menschen einzusetzen, wird sich irgendwann schlicht und ergreifend 'rechnen'.


Professionelle Gebäudereiniger haben heute schon Putz-Roboter im Gebrauch. Aufgrund der noch bestehenden Defizite der heutigen Geräte finden diese jedoch nur in ausgewählten Fällen Anwendung. Die dienstältesten Apparate dürften wohl die Sauger und Bürsten in Pools und Bassins sein, die sich alleine auf den Weg durch den Schmutz machen. Auch das Reinigen großer Glasflächen, also meist von Glasaußenfassaden und Solaranlagen, lässt sich bereits recht zufriedenstellend mit den selbsttätigen Arbeitsmaschinen durchführen. Gleiches gilt auch für das Kehren großer, unverbauter Außengelände bzw. das Putzen relativ freier Flächen.
Aber die Entwicklung auf dem Gebiet der Robotik für die Gebäudereinigung ist in vollem Schwung. Neben der kontinuierlichen Verbesserung bereits bekannter Reinigungssysteme werden immer neue Anwendungsgebiete für Putz-Roboter erschlossen. So arbeitet das 'Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA)' mit dem »Care-O-bot® 3« an einem Gerät, das eine sehr ausgeklügelte Sensorik zur Erkennung von Verschmutzungen besitzt und das sogar in der Lage ist, Mülleimer in Büroräumen zu erkennen und zu leeren. Ziel ist das eigenständige Säubern ganzer Büroetagen. In Zusammenarbeit mit dem Gebäudereiniger-Spezialisten Dussmann Service wurde der »Care-O-bot® 3« in der Praxis getestet. Bereits in 3 bis 5 Jahren könnte ein ausgereiftes, marktfähiges Produkt daraus werden.
Bei solchen Szenarien mag es dem ein oder anderen Gebäudereiniger kalt den Rücken runterlaufen. Wird der Mensch in der Gebäudereinigung etwa schon bald abgeschafft? Ganz so schnell wird es wohl nicht gehen, denn die umfassende Gebäudereinigung ist eine komplexe menschliche Tätigkeit, die sich nicht so einfach in Computer-Algorithmen abbilden lässt. Zwar zeigt der Roboter des Fraunhofer Instituts, dass einzelne Reinigungstätigkeiten sehr wohl automatisiert werden können, aber der Roboter für die vollumfängliche Reinigung, beispielsweise von Büroräumen, ist noch nicht konzipiert und wird wahrscheinlich - sobald es ihn gibt - zunächst sehr teuer sein.
Aber Roboter werden mit Sicherheit in nicht allzu ferner Zukunft zunehmend Personal ersetzen. Ganz verdrängen wird man den Faktor Mensch dadurch nicht und sei es, dass Menschen nur zum Befüllen der Geräte, zum Austauschen und Reinigen von Pads und Bürsten und zum Anschließen an Stromquellen gebraucht werden. Oder wie der Maschinenbauer 'Schunk GmbH', der die Greifarme für den »Care-O-bot® 3« entwickelt hat, in seiner Pressemitteilung formuliert: „Verschmutzungen werden automatisch erkannt, kartiert und mit einem Akkubesen beseitigt. Misslingt der Versuch, weil sich beispielsweise der getrocknete Kaffeefleck nicht mit dem Akkubesen entfernen lässt, markiert der Roboter die Verschmutzung in seiner Karte und informiert das Fachpersonal.“ Also wundern Sie sich nicht, wenn Sie demnächst am Telefon eine Roboterstimme hören, die Sie bittet mal zum Nachreinigen vorbeizukommen!
Bildqquelle: Dussmann Group/Ecke
