Putzen 2.0 - Roboter in der Gebäudereinigung
Werden Maschinen den Menschen im Gebäudereiniger-Handwerk schon bald überflüssig machen?
In Privathaushalten sind sie bereits immer häufiger anzutreffen: frisbeescheiben-große Putzroboter arbeiten sich über die Böden so mancher, die sich das mühevolle Reinigen vermeintlich preiswert und bequem erledigen lassen wollen. Saugen und nass wischen können die kleinen Flitzer, und auch für die Glasreinigung sind schon einige Geräte auf dem Markt. Die Nützlichkeit der automatisierten Haushaltshelfer scheint derzeit jedoch noch stark vom Preis dieser Geräte abzuhängen. Billigere Produkte verursachen scheinbar mehr Aufwand denn Entlastung und stellen darüber hinaus mitunter eine wahre Lärmbelästigung dar. Wer einen tauglichen Roboter fürs Putzen haben möchte, muss schon etwas tiefer in die Tasche greifen, dafür erzielt man mit ihnen mittlerweile aber auch recht ansehnliche Ergebnisse.
Historische Schwachpunkte der Reinigungsroboter
Schwachpunkt bei den um 2015 verfügbaren Robotern war meist, dass ihre Navigation noch zu wünschen übrig ließ. Preiswertere Produkte scheiterten schon an kleinsten Hindernissen - oder aber erkennen erst gar keine und gehen mit roher Gewalt über Stellen hinweg, die sie eigentlich gar nicht behandeln sollen. Aber auch ausgereiftere Modelle, die sich in Räumen gut orientieren können und erkennen, ob sie die gesamte zu reinigende Fläche erfasst und gleichmäßig gesäubert haben, bleiben oft schlicht und ergreifend irgendwo hängen und brauchen immer wieder einen Menschen, der sie 'befreit'. Zudem gilt auch beim Reinigen mit Roboter-Unterstützung, dass das Runde ins Eckige muss, was nicht alle Geräte wirklich gut meistern und daher oft von Menschenhand in Ecken nachgereinigt werden muss. Selbst eckige Geräte erreichen oft nicht alle Ränder.
Dabei wird gerade die Qualität der Reinigungsleistung ein entscheidender Faktor dafür sein, warum Roboter immer häufiger zum Einsatz kommen werden. Ein funktionstüchtiger, ausgereifter Apparat kennt nun einmal nicht die menschliche Fehleranfälligkeit. Er wird nicht krank und nicht nachlässig, kommt nicht zu spät oder vergisst einen Teil seiner Arbeit. Im Gegenteil, lernende Maschinen werden mit der Zeit immer besser werden in dem, was sie tun. Heute sind verlässliche und leistungsfähige Roboter auf dem Markt. Deren Rentabilität lässt sich zuverlässig kalkulieren. Viele Unwägbarkeiten, die bei der menschlichen Arbeit auftreten, fallen dann weg. Roboter anstelle von Menschen einzusetzen, wird sich irgendwann schlicht und ergreifend 'rechnen'..
Auch professionelle Gebäudereiniger haben längst ganz unterschiedliche Putz-Roboter im Gebrauch. Fanden sie früher, aufgrund der noch bestehenden Defizite, nur in wenigen, ausgewählten Fällen Anwendung, sind die heutigen Einsatzbereiche breiter angelegt. Die dienstältesten Apparate dürften wohl die Sauger und Bürsten in Pools und Bassins sein, die sich alleine auf den Weg durch den Schmutz machen. Auch das Reinigen großer Glasflächen, also meist von Glasaußenfassaden und Solaranlagen, lässt sich bereits relativ zufriedenstellend mit den selbsttätigen Arbeitsmaschinen durchführen. Gleiches gilt auch für das Kehren großer, unverbauter Außengelände bzw. das Putzen relativ freier Flächen.
Neue Entwicklungen der KI-Robotik
Die Entwicklung auf dem Gebiet der Robotik (nicht nur) für die Gebäudereinigung ist in vollem Schwung. Immer neue Anwendungsgebiete werden für für Putz-Roboter erschlossen. So arbeitete bereits 2014 das 'Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA)' mit dem »Care-O-bot® 3« an einem Gerät, das eine sehr ausgeklügelte Sensorik zur Erkennung von Verschmutzungen besitzt und das sogar in der Lage war, Mülleimer in Büroräumen zu erkennen und zu leeren. Ziel ist das eigenständige Säubern ganzer Büroetagen. In Zusammenarbeit mit dem Gebäudereiniger-Spezialisten Dussmann Service wurde der »Care-O-bot® 3« in der Praxis getestet. Man plante bereits in 3 bis 5 Jahren ein ausgereiftes, marktfähiges Produkt daraus zu entwickeln. Stand 2014.
KI-basierte Reinigungsroboter im Praxisbetrieb
Rund 10 Jahre später tumeln sich sehr ausgereifte Reinigungsroboter, auch Cobotics genannt, in den Fluren von Büro- und teils auch Krankenhäusern. Zehn Jahre nach der Erprobung des care-o-bot 3 hat Dussmann heute vier unterschiedliche KI-basierte Reinigungsroboter im Praxisbetrieb: Scheuer-Saug-Roboter, Mopp-Roboter und intelligente Staubsauger. Einen speziellen Desinfektionsroboter für Oberflächen, wie Türen und Klinken, hat das Fraunhofer IPA-Institut entwickelt. Auf YouTube lässt sich betrachten, wie ein Prototyp namens DeKonBot 2 Büroflure und Klinken reinigt und auch für Krankenhäuser geeignet scheint:
Bei solchen Szenarien mag es dem ein oder anderen Gebäudereiniger kalt den Rücken runterlaufen. Wird der Mensch in der Gebäudereinigung etwa schon bald abgeschafft? Ganz so schnell wird es wohl nicht gehen, denn die umfassende Gebäudereinigung ist eine komplexe menschliche Tätigkeit, die sich nicht so einfach in Computer-Algorithmen abbilden lässt. Zwar zeigt der Roboter des Fraunhofer Instituts, dass einzelne Reinigungstätigkeiten sehr wohl automatisiert werden können, aber der Roboter für die vollumfängliche Reinigung, beispielsweise von Büroräumen, ist noch nicht konzipiert und wird wahrscheinlich - sobald es ihn gibt - zunächst sehr teuer sein.
Aber Roboter werden mit Sicherheit in nicht allzu ferner Zukunft zunehmend Personal ersetzen. Ganz verdrängen wird man den Faktor Mensch dadurch nicht und sei es, dass Menschen nur zum Befüllen der Geräte, zum Austauschen und Reinigen von Pads und Bürsten und zum Anschließen an Stromquellen gebraucht werden. Oder wie der Maschinenbauer 'Schunk GmbH', der die Greifarme für den »Care-O-bot® 3« entwickelt hat, in seiner Pressemitteilung formuliert: „Verschmutzungen werden automatisch erkannt, kartiert und mit einem Akkubesen beseitigt. Misslingt der Versuch, weil sich beispielsweise der getrocknete Kaffeefleck nicht mit dem Akkubesen entfernen lässt, markiert der Roboter die Verschmutzung in seiner Karte und informiert das Fachpersonal.“ Also wundern Sie sich nicht, wenn Sie demnächst am Telefon eine Roboterstimme hören, die Sie bittet mal zum Nachreinigen vorbeizukommen!
Bildqquelle: Dussmann Group/Ecke, Comac SELF.Y