Grundreinigung eines textilen Belags im Kombinationsverfahren bei der praktischen Gesellenprüfung
Wertvolle Tipps für die professionelle Teppichreinigung
von Martin Lutz, FIGR Forschungs- und Prüfinstitut für Facility Management GmbH, Metzingen
In den nächsten Tagen steht den angehenden Gesellen die letzte Hürde für den lang ersehnten Gesellenbrief bevor, die praktische Gesellenprüfung. Dieser Artikel soll mit den enthaltenen Checklisten als Leitfaden für die praktische Gesellenprüfung in der Leistungsart „Grundreinigung eines textilen Belags im Kombinationsverfahren“ dienen.
Die Grundreinigung eines textilen Bodenbelags im so genannten Kombinationsverfahren ist eine klassische Leistungsart der praktischen Gesellenprüfung im Gebäudereiniger-Handwerk. Bei der praktischen Prüfung achtet der Prüfer nämlich auch auf einiges, was in der Praxis häufig vergessen bzw. nicht gemacht wird – insbesondere was die Arbeitssicherheit und Maßnahmen zur Schadenvermeidung angeht. Also, dass bei der so genannten Fertigkeitsprüfung und natürlich auch draußen in der Praxis nichts schief geht, sollten die nachfolgenden Tipps bzw. die Checklisten unbedingt beachtet werden!
Ziel der Grundreinigung textiler Beläge ist es, neben dem losen Schutz und punktuellen haftenden Verschmutzungen auch tief in die Polschicht (auch als Flor bezeichnet) eingedrungene und hartnäckigere Verschmutzungen zu entfernen.
Bei der Grundreinigung handelt es sich grundsätzlich um eine Nassreinigung. Zu den Grundreinigungsverfahren textiler Beläge gehören die Sprühextraktion, die klassische Kombinationsmethode von Nassshampoonierung mit anschließender Sprühextraktion sowie die moderne Kombinationsmethode von Faserpadreinigung und Sprühextraktion.
Entsprechend ihrer Beschaffenheit sind textile Beläge mehr oder weniger empfindlich gegenüber Nässe und Reinigungsmittel. Deshalb muss vor Beginn der Grundreinigung an einer wenig sichtbaren Stelle (zum Beispiel textiler Belag unter einem Heizkörper) eine Prüfung auf Reinigungsfähigkeit durchgeführt werden. Hierzu wird ein weißes Tuch mit dem vorgesehenen Teppichreinigerkonzentrat getränkt und damit der Teppichbelag an einer unauffälligen Stelle abgetupft. Nach einer Bearbeitungszeit von etwa einer halben Minute dürfen auf dem Tuch keine Verfärbungen (die nicht schmutzbedingt sind) feststellbar sein, sonst ist der Belag gegenüber dem verwendeten Produkt nicht farbecht. Wenn die Farbechtheit geprüft wurde, wird die Faserart bestimmt. Angaben zur Faserart findet man in den Produktinformationen des Herstellers, sofern diese vorliegen. Ansonsten zupft man einige Fasern aus dem Belag und dreht sie zu einem kurzen Garn. Durch die so genannte Brennprobe mit einem Feuerzeug lässt sich die Faserart einfach bestimmen.
Verhalten bei der Brennprobe
Auf dem nebenstehenden Bild sehen Sie, wie sich unterschiedliche textile Beläge bei der Brennprobe verhalten.
Besonders problematisch sind tierische und pflanzliche Fasern. Tierischen Fasern (Eiweißfasern) reagieren empfindlich auf starke Bürstmechanik (verfilzen) und die Farben bluten oft bereits bei der Verwendung schwach alkalischer Reiniger aus. Nässe führt bei pflanzlichen Fasern (Zellulosefasern) – oft werden diese auch als Trägermaterial von hochwertigen, teuren Belägen verwendet – zu einem Ausbluten des gelb-braunen Naturfarbstoffs und manchmal auch zum Schrumpfen von Belägen (z. B. Beläge mit Juteträgergewebe).
Eine starke Durchnässung bei der Teppichgrundreinigung kann zu Schäden bei feuchtigkeitsempfindlichen Untergründen (z. B. Holzbelag, Trockenestrich, Doppelboden) und zur Ablösung des Teppichbelags vom Untergrund führen, wenn der verwendete Klebstoff (Dispersionskleber, Teppichfixierung) aufgrund der Nässeeinwirkung reemulgiert. Um einen derartigen Schaden zu vermeiden, muss der Teppichbelag zur Prüfung an einer wenig sichtbaren Stelle (z. B. im Bereich von Heizkörperrohren oder an einer versteckten Ecke) vorsichtig vom Untergrund abgezogen werden, bis man den Untergrund erkennen kann und der Klebstoff zum Vorschein kommt. Nun legt man ein mit Reinigungskonzentrat getränktes Tuch auf den Klebstoff und beschwert dieses (z. B. mit einer Reinigungsmittelflasche). Nach einer Einwirkzeit von 10 – 15 Minuten (in der Zeit kann man den Teppichboden schon mal staubsaugen) darf der Kleber nicht milchig trüb geworden sein, ansonsten besteht die Gefahr, dass er sich nach der Nassreinigung ablöst. Danach entfernt man das Tuch und drückt den Belag wieder an bzw. schiebt ihn zur Fixierung im Randbereich unter die Sockelleiste.
In den meisten Fällen wird bei der Gesellenprüfung noch die klassische Kombinationsmethode (Nassshampoonieren mit anschließender Sprühextraktion) geprüft.
Bevor es mit der Grundreinigung losgehen kann, müssen erst einmal alle erforderlichen Arbeits- und Betriebsmittel für diese Grundreinigungsmethode bereitgestellt werden:
Reinigungschemie
- Teppichshampoo
- Entschäumer
- ggf. geeignetes Fleckentfernungsmittel
Maschinen, Geräte, Materialien
- Staubsauger bzw. Bürstsauger
- Einscheibenmaschine mit Wassertank und Shampoonierbürste
- Sprühextraktionsgerät mit Bodenadapter, ggf. zusätzlich mit Polsterdüse (für schwer zugängliche Bereiche)
- weiche Handbürste
- Eimer, Messbecher
- Anlaufbrett bzw. kleine Schmutzfangmatte
- weiße Lappen zur Prüfung der Reinigungsfähigkeit
- ggf. Feuerzeug zur Prüfung der Faserart
Arbeitssicherheit
- PRCD-Schalter
- geeignete Schutzhandschuhe und Hautschutzcreme (für manuelle Arbeiten mittels Handbürste)
Die einzelnen Arbeitsstufen bei der klassischen Kombinationsmethode sind:
- Fußbodenheizung abstellen (möglichst schon am Vortag), da sonst in den Bereichen, wo die Heizleitungen liegen, Streifenbildungen auftreten können.
- Mobiliar aus dem Raum entfernen.
- Die mit dem Fußboden in Berührung kommenden Metallteile von Möbelstücken werden mit Folie abgeklebt, damit es zu keiner Korrosion (Rostbildung) und einer damit verbundenen Verfärbung kommt.
- Gründliches Entstauben des Teppichbodens mit leistungsstarkem Staub-/ Bürstsauger.
- Belag und Verlegung auf Shampoonierfähigkeit überprüfen.
- Teppichshampoo nach Herstellervorschrift (meist 1:6 bis 1:12) verdünnen und in den Wassertank der Maschine gegeben.
- Die der Maschine unzugänglichen Stellen mit weicher Handbürste vorshampoonieren.
- Beginn des Shampoonierens an einer dem Ausgang gegenüberliegenden Seite.
- Die Kombinationsmethode läuft in folgenden Phasen ab:
- Bekannte, lösemittellösliche Flecken mit geeignetem Fleckentferner detachieren
- Aufbringen des Teppichshampoos: bei geöffnetem Ventil wird die Einscheibenmaschine in
leicht überlappenden Bahnen seitlich hin und her gefahren.
- Einmassieren des Shampoos: bei geschlossenem Ventil wird die Einscheiben-
maschine in spiralförmig kreisenden Bewegungen über die aufgetragenen Schaumbahnen
geführt.
- Sprühextraktion in leicht überlappenden Bahnen mit klarem Wasser unter Verwendung eines
Entschäumers; ggf. während der Sprühextraktion nicht entfernte Flecken mit geeignetem,
wassermischbaren Fleckentferner behandeln und gründlich mit klarem Wasser nachspülen. - Bei hochflorigen Teppichen, Flor in feuchtem Zustand durch Bürsten aufrichten.
- Der grundgereinigte Belag darf bis zum vollkommenen Austrocknen nicht begangen werden.
Checkliste zur Shampoonierung mit der Einscheibenmaschine
Vorbereitende Maßnahmen
- Fußbodenheizung abschalten
- geeignete und saubere Arbeitskleidung sowie geeignetes Schuhwerk tragen
- Belag vorher mit dem Staub- oder Bürstsauger entstauben
- Belag auf Farbechtheit und Reinigungsfähigkeit überprüfen
- geeignete Shampoonierbürste auswählen
- geeignetes Teppichshampoo auswählen
- Mittel entsprechend der Herstellervorschrift verdünnen
- Maschine auf arbeitssicheren Zustand oder evtl. Schäden (Kabel, Stecker etc.) überprüfen
- Zubehör (Wassertank) richtig an der Maschine befestigen
- PRCD-Schutzeinrichtung (DI- / FI-Schutzschalter) verwenden
- Stromzufuhr beim Einsetzen der Bürste unterbrechen
- Reinigungsflotte sachgemäß (ohne Verschütten) in den Wassertank einfüllen
Arbeitsweise
- alle der Maschine unzugänglichen Stellen mit einer Handbürste bearbeiten
- bekannte lösemittelentfernbare Flecken vorbehandeln
- an einer dem Ausgang gegenüberliegenden Stelle beginnen (damit Sie nicht unnötig gereinigte Stellen betreten)
- vor Beginn der Shampoonierung ein Anlaufbrett (oder kleine Schmutzfangmatte) zur Schaumerzeugung benutzen
- bei geöffnetem Ventil in zwei seitlichen Bahnen (leicht überlappend) den Schaum auftragen
- den aufgetragenen Schaum bei geschlossenem Ventil der Shampooniermaschine mittels kreisender bzw. spiralförmiger Bewegungen in den Belag einmassieren
- der Schaum sollte sich in einem reinigungsaktiv guten Zustand (nicht zu nass und nicht zu trocken) befinden
- richtige Kabelführung beim Umgang mit der Maschine (Arbeitssicherheit) beachten
- sorgfältige Arbeitsweise, um Schäden an Einrichtung und Ausstattung zu vermeiden
- rationelle und systematische Arbeitsweise beachten
- nach dem Shampoonieren den textilen Belag mit klarem Wasser sprühextrahieren
Abrüsten / Aufräumarbeiten / Nacharbeiten
- beim Entfernen der Bürste bzw. des Treibtellers die Stromzufuhr unterbrechen
- Kabel ordnungsgemäß aufwickeln und auf unfallsicheren Zustand überprüfen
- Maschinen, Zubehör und Geräte nach dem Einsatz ordnungsgemäß reinigen und lagerfertig abstellen
- Arbeitsplatz in einem sauberen und ordnungsgemäßen Zustand verlassen
- Hände mit Hautschutzcreme einpflegen
Checkliste zur Sprühextraktion
Vorbereitende Maßnahmen
- Maschine auf arbeitssicheren Zustand oder evtl. Schäden (Kabel, Stecker etc.) überprüfen
- PRCD-Schutzeinrichtung (DI- / FI-Schutzschalter) verwenden
- Stromzufuhr beim Aufbau der Maschine unterbrechen
- Zubehör richtig an der Maschine befestigen
- klares Wasser sachgemäß (ohne Verschütten) in den Reinwassertank einfüllen
- Entschäumer über den Saugschlauch zuführen bzw. einen getränkten Schwamm in den Schmutzwassertank legen
Arbeitsweise
- alle dem Bodenadapter unzugänglichen Stellen mit der Polsterdüse bearbeiten
- an einer dem Ausgang gegenüberliegenden Stelle beginnen (damit Sie nicht unnötig gereinigte Stellen betreten)
- zuerst die Pumpe, dann das Saugaggregat einschalten
- richtige Führung (Winkel) des Bodenadapters (Sauglanze) beachten (nicht zu hoch bzw. zu niedrig)
- rationelle und systematische Arbeitsweise beachten (bahnenweise mit leichter Überlappung; auf den letzten ca. 5 cm der Bahn wird die Wasserzufuhr unterbrochen und nur noch gesaugt)
- nachdem eine Bahn sprühextrahiert wurde, wird dieselbe Bahn noch einmal gesaugt (ohne zu sprühen)
- auf ein angemessenes Arbeitstempo achten
- sorgfältige Arbeitsweise, um Schäden an Einrichtung und Ausstattung zu vermeiden
- Kontrolle des gewünschten Reinigungserfolges
- feuchten Faserflor mittels Bürste (z. B. weicher Schrubber) aufrichten
Abrüsten / Aufräumarbeiten / Nacharbeiten
- beim Abbau der Einzelteile der Sprühextraktionsmaschine die Stromzufuhr unterbrechen
- Maschine, Zubehör und Geräte nach dem Einsatz ordnungsgemäß reinigen und lagerfertig abstellen (Durchspülung des Saugschlauchs mit restlichem Wasser des Reinwassertanks; Saugkopf wird leicht versetzt auf den Schmutzwassertank gesetzt, damit die Maschine vollständig trocknen kann)
- Kabel, Saug- und Druckschlauch ordnungsgemäß aufrollen sowie auf Schäden überprüfen
- Arbeitsplatz in einem sauberen und ordnungsgemäßen Zustand verlassen
- gereinigten Belag bis zur vollkommenen Trocknung nicht begehen
- falls erforderlich, die durch die Sprühextraktion nicht entfernten Flecken durch spezielle Fleckentfernungsmittel nachbehandeln
Wenn all diese Punkte bei der praktischen Prüfung beachtet werden, sollte eigentlich alles perfekt funktionieren – viel Erfolg!
Verfasser: Martin Lutz
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