Niedrige Preise führen zu mangelhafter Reinigung in Schulen
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In den meisten Bundesländern sind seit spätestens Mai zumindest einzelne Jahrgänge wieder an die Schulen zurückgekehrt. Dabei gelten im Zuge der Corona-Epidemie besondere Hygienebedingungen. Während bereits zu Normalzeiten eine Raumhygiene nach DIN 77400 (Reinigungsdienstleistungen - Schulgebäude - Anforderungen an die Reinigung) erbracht werden soll, ist nun insbesondere die regelmäßige Reinigung bzw. Desinfektion von Griffbereichen (Griffe, Schalter, Handläufe usw.) sowie die Bereitstellung von ausreichend Verbrauchsmitteln zur persönlichen Hygiene noch stärker in den Mittelpunkt der Anforderungen gerückt. Dabei ist wohl unumstritten, wie wichtig die Hygiene an Schulen prinzipiell ist. Bereits vor Corona galten Schulen und Kitas als typische Orte, über die sich ansteckende Krankheiten gerne verbreitet haben.
Die Befürchtung, dass Schulen nun auch zu Corona-Virenschleudern werden könnten, sind wohl nicht ganz unberechtigt. Seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, leiden die öffentlichen Schulen unter den Sparmaßnahmen von Ländern und Gemeinden. Wie sehr sich sowohl Renovierungs- und Instandhaltungsstaus als auch die Vergabe von Reinigungsleistungen an den preiswertesten Anbieter nun auswirken, wird gerade besonders deutlich.
Dabei ist das Thema natürlich nicht neu und wird schon seit Jahren von Schulleitern, Lehrern und Elternvertretern immer wieder angebracht. Dass man hierzulande die Toilettenanlagen in den meisten Schulen immer noch finden kann, indem man einfach dem Geruch folgt, ist ein Unding. Chronisch veraltete Einrichtungen gepaart mit zu wenig Zeit für die Unterhaltsreinigung haben hygienische Zustände erreichen lassen, in denen sich nicht nur - wie von der DIN 77400 gefordert - keine angenehme Lernatmosphäre entwickeln kann, sondern die in Normalzeiten unappetitlich, in Coronazeiten potentiell sogar gefährlich sein können.
Auch der Bundeselternrat hat auf diese Missstände gerade nochmal hingewiesen. In einer Pressemitteilung vom 4. März fordert er "... daher die Schulträger auf, an allen Schulen ausreichend Reinigungspersonal einzusetzen, eine tägliche Reinigung insbesondere der Sanitäranlagen, Türgriffe und Handläufe zu gewährleisten und in ausreichendem Maße Handseife, Papierhandtücher und Desinfektionsmittel bereitzustellen – nicht nur in der aktuellen Gefährdungslage durch das Corona-Virus." Der Kritik hat sich auch der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks (BIV) mit einem Appell an die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Dr. Stefanie Hubig, angeschlossen. „Die Corona-Krise verträgt sich nicht mit dem Reinigungs-Sparkurs an den meisten Schulen. Insofern lautet unsere dringende Empfehlung, die heute in aller Regel aus Kostengründen üblichen niedrigen Reinigungsintervalle deutlich zu erhöhen“, so BIV-Geschäftsführer Johannes Bungart.
Bleibt zu hoffen, dass die Coronakrise den Zuständigen in Ländern und Gemeinden auch für die Zukunft die Augen öffnen wird, wie wichtig das Thema Sauberkeit ist und dass auch dieses Gut nicht zu Schleuderpreisen zu haben ist.
