Zuviel Sauberkeit kann schädlich sein
Jüngst warnte die Stiftung Warentest erneut vor der häufigen Anwendung von Desinfektionsmitteln. Schon im Jahr 2000 teilte die Stiftung Warentest mit, dass die Anwendung von Desinfektionsmitteln in Haushalten grundsätzlich überflüssig sei. Seitdem hat sich der häusliche Einsatz der Mittel allerdings nicht reduziert. Auch das Robert-Koch-Institut, das Umweltbundesamt und das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz teilen die Einschätzung der Stiftung Warentest. Dass Desinfektionsmittel weiterhin im Haushalt eingesetzt werden, verwundert, da die Mittel die Umwelt belasten und gesundheitliche Risiken bergen. Es reiche die Sanitärräume sowie die Gegenstände in den Haushalten mit konventionellen Reinigern zu säubern, da die vorhandenen Keime meist keinen Krankheitswert haben. Selbst wenn eines der Haushaltsmitglieder erkrankt sei, reiche es Handtücher und Wischlappen täglich zu wechseln und bei mindestens 60 Grad in der Waschmaschine zu waschen sowie häufig die Hände gründlich mindestens eine halbe Minute mit Seife zu waschen. Desinfektionsmittel müssen nur zum Einsatz kommen, wenn eines der Haushaltsmitglieder mit einer gefährlichen Infektion wie zum Beispiel Hepatitis B infiziert wurde und erkrankt ist.
Desinfektionsmittel gehören grundsätzlich nicht in den Haushalt
Diese These unterstützt auch eine amerikanische Langzeitstudie, so berichtet die Verbraucherzentrale in Hamburg. Die Studie zeigt, dass die Mitglieder von Haushalten, in denen keine Desinfektionsmittel zur Reinigung verwendet werden, sondern normale Allzweireiniger, genauso häufig an Husten, Schnupfen und Heiserkeit erkrankten, wie die Mitglieder von Haushalten, die Desinfektionsmittel regelmäßig zur Reinigung verwendeten. Dies zeigt, dass die Reinigung mit Allzweckreinigern im Haushalt völlig ausreichend ist.
Kann zu viel Sauberkeit schädlich sein?
Allgemein ist eine hysterische Hygiene zu vermeiden, so schreibt das Portal Heilpraxisnet.de. Ganz im Gegenteil würde zuviel Hygiene sogar das Entstehen von Allergien begünstigen. Das Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) hat sich interdisziplinär mit dem Thema Reinlichkeit befasst und kommt zu dem Schluss, dass weniger Reinlichkeit einen gesundheitlichen Nutzen bringe könnte. Der Einsatz von Desinfektionsmitteln könne die Verbreitung von Krankheitserregern begünstigen und die natürliche Artenzusammensetzung der Mikroorganismen stören. Die Forscher untersuchen daher analog zur Artenvielfalt in der Natur die Rolle der Artenvielfalt im Köper und Haushalt. Je größer die Artenvielfallt in Ökosysteme wie Wälder und Wiesn, desto höher sei deren Widerstandfähigkeit gegen Krankheitserreger und gebietsfremde Arten. Betrachtet man den Haushalt und Körper entdeckt man eine Artenvielfalt von Mikroorganismen. Sollten hier die gleichen Voraussetzungen wie in der Natur gelten, muss der Einsatz von Desinfektionsmitteln im Haushalt dringend überdacht werden, damit diese Mittel Krankheitserregern durch das Abtöten nützlicher Organismen nicht den Weg zu ebnen.
Bild: Pixabay
