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Sprache als Schlüssel – Wenn Kolleginnen und Kollegen kein Deutsch sprechen

Warum Verständigung im Reinigungsalltag mehr als Vokabeln braucht – und wie Betriebe mit ein bisschen Humor und viel Fingerspitzengefühl Integration möglich machen.

 

Verständigung ist mehr als Worte


Ob Kantine oder Konferenzraum, Putzwagen oder Pausenhof – überall da, wo Menschen zusammenarbeiten, wird gesprochen. Sprache schafft Verbindung, Orientierung, Klarheit. Sie ist das Betriebssystem des Alltags. Und das merkt man besonders, wenn sie fehlt.

 

In der Reinigungsbranche ist das keine Seltenheit. Viele Betriebe beschäftigen Mitarbeitende aus unterschiedlichsten Herkunftsländern – von Rumänien über Syrien bis nach Afghanistan. Sie bringen Motivation, Arbeitskraft und praktische Erfahrung mit, aber oft nur wenig Deutschkenntnisse. Was dann im schlimmsten Fall passiert, kennt jeder, der schon mal per Google Translate eine Betriebsanweisung entschlüsseln musste: Man versteht Bahnhof – und wischt den falschen Flur.

Dass Verständigung mehr ist als ein Wörterbuch unterm Arm, zeigt sich im Kleinen wie im Großen: Missverständnisse bei der Arbeitseinteilung, Unsicherheiten im Umgang mit Kundinnen und Kunden, falsch verstandene Sicherheitsanweisungen oder schlicht das Gefühl, außen vor zu sein. Sprache ist eben nicht nur Kommunikation – sie ist auch Teilhabe.

 

Zwischen Humor und Hilflosigkeit: Der Alltag ohne gemeinsame Sprache


Es sind oft die kleinen Szenen, die deutlich machen, wie herausfordernd Sprachbarrieren im Alltag sein können. Ein erfahrener Vorarbeiter ruft in den Raum: „Kann bitte jemand das Reinigungsmittel aus dem Lager holen?“ – und wird von fünf fragenden Blicken empfangen. Schließlich trottet jemand los, kommt mit einem Eimer zurück. Leider voll Wasser.

 

Wenn Verständigung nur über Gesten und Zeichnungen auf der Rückseite eines Lieferscheins funktioniert, kostet das Zeit, Nerven und manchmal auch Geld. Doch es kann auch anders gehen.

 

Integration mit Perspektive – All Service Gebäudedienste GmbH


Manche Geschichten beginnen holprig – und enden mit einem Meisterbrief. So geschehen bei All Service Gebäudedienste GmbH in Frankfurt am Main. Dort entschied man sich früh, das Potenzial von Menschen mit Fluchterfahrung nicht an sprachlichen Barrieren scheitern zu lassen. Der Betrieb unterstützte gezielt einen jungen Mann, der erst seit kurzer Zeit in Deutschland lebte. Mit viel Geduld, einem betrieblichen Sprachmentoring und Zugang zu Sprachkursen konnte der neue Mitarbeiter nicht nur die täglichen Arbeitsanweisungen verstehen – er absolvierte schließlich erfolgreich eine Ausbildung zum Gebäudereiniger.

 

Das Unternehmen hat verstanden: Integration ist kein Selbstläufer, sondern ein Prozess, der Zeit, Engagement und manchmal auch ein paar Extra-Schichten in der Verständigung erfordert. Der Lohn: motivierte Mitarbeitende, gelebte Vielfalt – und ein Betriebsklima, das statt auf Sprachlosigkeit auf gegenseitiges Verstehen setzt.

 

Vielfalt als Normalzustand – Die Köhler Unternehmensgruppe


In Baienfurt, zwischen Bodenseeidylle und Industriestandort, geht man bei der Köhler Unternehmensgruppe ganz selbstverständlich mit Vielfalt um. Rund 35 Prozent der Mitarbeitenden haben hier einen Migrationshintergrund – und das ist kein Zufall, sondern Teil des unternehmerischen Selbstverständnisses. Sprache spielt dabei eine zentrale Rolle.

 

Köhler unterstützt aktiv die Teilnahme an Integrations- und Deutschkursen und fordert zugleich klare gesellschaftliche Rahmenbedingungen: Wer hier arbeiten will, soll die Chance bekommen – aber auch die Pflicht, sich sprachlich weiterzuentwickeln. Im Arbeitsalltag setzen sie auf direkte Kommunikation, einfache Sprache und eine strukturierte Einarbeitung, die auch nonverbale Hilfen wie Symbole oder Piktogramme einschließt.

 

Besonders bemerkenswert: Die Wertschätzung für kulturelle Unterschiede wird nicht mit bunten Broschüren behauptet, sondern täglich gelebt – zwischen Mob und Mopp, Checkliste und Check-out.

 

Sprache fördern heißt Integration ermöglichen


Die große Frage lautet: Was können Betriebe tun, um sprachliche Hürden abzubauen – ohne gleich in ein Vollzeit-Sprachprogramm zu investieren?

 

Die Antwort beginnt meist mit dem Mut, das Problem überhaupt zu benennen. Viele Unternehmen haben inzwischen erkannt, dass Sprachkompetenz nicht bloß ein netter Bonus ist, sondern Grundvoraussetzung für reibungslose Abläufe, Sicherheit am Arbeitsplatz und ein gutes Miteinander.

 

Ein Vorzeigebeispiel: Das Projekt „Modulare Duale Qualifizierungsmaßnahme“ (MDQM). Es verknüpft fachliche Qualifizierung mit Sprachförderung – direkt am Arbeitsplatz. Das Prinzip: Die Sprachvermittlung findet nicht im Klassenzimmer, sondern im Arbeitsalltag statt. Sprachtrainer:innen begleiten die Teams, hören zu, erklären, üben. Es geht nicht darum, Goethe zu zitieren, sondern einen Maschinenhinweis korrekt zu verstehen oder zu erklären, warum das Reinigungsmittel nicht mit heißem Wasser gemischt werden darf. Laut dem Projektträger funktioniert das erstaunlich gut – und das ganz ohne teure Einzelcoachings.

 

Auch kleinere Maßnahmen helfen: Betriebsinterne Sprachkurse, Tandem-Projekte („Du hilfst mir mit dem Wischen, ich helfe dir mit dem Sprechen“) oder einfache Übersetzungshilfen auf dem Smartphone. Der Wille zur Verständigung ist oft wichtiger als das perfekte Vokabular.

 

Und klar: Auch Humor hilft. Wer sich über die eigenen sprachlichen Stolperer mal gemeinsam kaputtlachen kann, bricht Barrieren schneller ab als jedes Wörterbuch.

 

Sprache verbindet – auch emotional


Neben der praktischen Dimension hat Sprache noch eine andere Funktion: Sie vermittelt Zugehörigkeit. Wer nicht versteht, was um ihn herum gesprochen wird, fühlt sich schnell wie ein Gast, der zu spät zur Party kommt – die besten Snacks sind schon weg, und über das Gesprächsthema will keiner mehr reden.

 

Sprache gibt Menschen das Gefühl, ein Teil des Teams zu sein. Mitreden zu können. Eine Meinung zu haben. Und verstanden zu werden – auch in Missverständnissen, Frustrationen oder Witzen. Wenn Kolleginnen und Kollegen anfangen, sich gegenseitig Redewendungen beizubringen oder neue Wörter aufzuschreiben, entsteht eine andere Dynamik: Aus der Not wird ein gemeinsames Projekt.

 

Gerade in der Reinigungsbranche, wo der persönliche Austausch oft auf wenige Minuten in der Umkleide oder beim Material holen beschränkt ist, ist diese emotionale Verbindung Gold wert. Sie stärkt das Miteinander, fördert die Identifikation mit dem Betrieb – und sie senkt die Fluktuation. Denn wer sich verstanden fühlt, bleibt eher.

 

Es muss nicht Goethe sein – aber ein bisschen mehr als „Wischiwaschi“ schon


Natürlich muss nicht jeder Betrieb ein Sprachinstitut eröffnen oder Untertitel fürs Teammeeting einführen. Aber ein paar gezielte Maßnahmen, ein bisschen Humor und ein offenes Ohr können Großes bewirken. Wer Sprache nicht als lästige Hürde, sondern als Chance zur Verständigung und Integration begreift, macht nicht nur seine Prozesse effizienter – sondern sein Unternehmen menschlicher.

 

Denn am Ende gilt: Ein Betrieb, in dem sich alle verstehen, ist nicht nur sauberer, sondern auch ein Stück besser.

 

Und wenn gute Vorsätze scheitern?


Dann lohnt es sich, neu anzusetzen – vielleicht kleiner, vielleicht pragmatischer. Sprachförderung ist kein Projekt, das man einmal aufsetzt und dann abhakt. Sie lebt vom Mitmachen, vom Dranbleiben, vom Mut zur Wiederholung. Und manchmal reicht schon ein einfaches: „Wie sagt man das bei euch?“ kw

 

Bildmaterial:
Titelbild fauxels, pexels.com, cottonbro studio, pexels.com, Adobe KI

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