Trübe Aussichten für die Gebäudereinigungsbranche
Tja, eigentlich sollten wir, die Gebäudereiniger, ja einer der Gewinner der Krise sein!?
Reinigung und Desinfektion dachten wir, wäre eines der obersten Gebote der Zeit! Das trifft sicherlich in vielen Bereichen zu und die Gebäudereinigungsbranche hat es in der letzten Zeit auch endlich geschafft mehr Anerkennung in der Gesellschaft zu finden. Dummerweise scheint es aber dennoch so, dass auch wir, die Gebäudereiniger und Gebäudedienstleister, starke Einbußen in den kommenden Jahren hinnehmen müssen.
Warum? Unsere Gesellschaft wird sich in vielen Bereichen grundlegend verändern. Es werden in nächster Zeit viele unserer "Brot-und-Butter-Kunden" verloren gehen. So wird sich ein Wandel in den Innenstädten vollziehen. Viele Geschäfte, Restaurants und Hotels werden teilweise schließen oder aber wesentlich weniger zu tun haben und sicherlich versuchen an den Reinigungskosten zu sparen, um eigens Personal halten zu können. Die gesamte Tourismusbranche wird einen langen und harten Wandel durchmachen. So werden viele Aufträge rund um Gsastronomie, Hotellerie wegfallen, ebenso Aufträge durch Airlines und die großen Flughäfen.
Viele Firmen sehen, wie gut Home Office funktioniert. So werden Büros, die über Jahrzehnte hinweg unser Leben geprägt haben, einen langsamen Tod sterben, was den Geschäftsinhabern natürlich nicht gerade unrecht kommen dürfte, denn sie können sich einiges an Kosten sparen. Einhergehend damit wird natürlich für unsere Branche auch ein erheblicher und vor allem relativ einfach zu bedienender Umsatzanteil einbrechen, denn die Büroreinigung war bei uns und unserem Personal immer ein beliebtes Arbeitsgebiet.
Nicht zuletzt wird die Automobilbranche einen harten Strukturwandel durchmachen und sich sicher überlegen, wo und wie man Kosten einsparen kann. Ebenso wird die öffentliche Hand, nachdem sie ihr gesamtes Pulver in Form von Rettungspaketen und frisch gedrucktem Geld verschossen hat, mächtig sparen müssen.
Kurzum: Es stehen viele Insolvenzen sowie Sparmaßnahmen zu erwarten - bei kleinen wie großen Unternehmen - die uns Gebäudereiniger mit in die Pleite ziehen können. Gerade wer von wenigen Kunden abhängig ist und keine Rücklagen hat, um den Ausfall eines guten Kunden kompensieren zu können, wird schnell gefährdet sein.
Großen Einfluss auf unsere Branche wird in den kommenden Jahren auch der Einsatz von immer mehr und vor allem immer moderneren Robotern, der in den kommenden Jahren einen großen Schub erleben wird, haben. Diese werden zunehmend Personal ersetzen und unserer Einschätzung nach in vielen Betrieben auch den Gebäudereiniger ersetzen.
Selbst wenn es alles nur halb so schlimm kommt, sollte man sich darauf vorbereiten, dass die fetten Jahre erst mal vorbei sind und möglichst frühzeitig dafür sorgen, dass der eigene Betrieb auch ein etwas unruhigeres Fahrwasser durchhält.
Vielleicht aber ist es ja auch für unsere Branche eine Chance, da das Bewusstsein für unsere Tätigkeiten in der öffentlichen Wahrnehmung jetzt schon mal da ist, mit Qualität und gutem Service die Krise zu meistern und unter Umständen sogar gestärkt daraus hervorzugehen. Denn Klasse statt Masse ist ja auch nicht schlecht, oder?!
Foto: © Fotolia / Andrey Popov: Female Worker Cleaning Office
Kommentiert von: Andreas Lindner aus Gelsenkirchen | 24.06.2020 |
Der Bericht ist nicht schlecht und es wäre nicht schlecht wenn mehr auf Qualität gesetzt würde.Ich bin jetzt über 40 Jahre als gelernter Gebäudereiniger tätig,wir waren immer das letzte Glied in der Kette und bei uns in der Branche wurde immer als erstes gespart und gekürzt.Das Personal und die Zeit für die Reinigung wurden ständig gekürzt. Immer mehr Leistung für weniger Geld.Wäre schön,wenn es sich ändern würde aber vorstellen kann ich es mir nicht. | |
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Kommentiert von: Kesić aus Saarbrücken | 22.06.2020 |
"Klasse statt Masse" - Das wäre doch mal ein guter Ansatz! Unser Betrieb hatte früher nur halb so viel Umsatz und es ging uns wesentlich besser! | |
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