Tatortreiniger: Wenn der Job mehr als nur Putzen bedeutet
Wer kennt ihn nicht, Heiko „Schotty“ Schotte, den kultigen Tatortreiniger aus der gleichnamigen Serie? Und wer schaudert nicht bei dem Gedanken an die widerlichen Tatorte, zu denen Schotty jeden Tag gerufen wird, um Blut, Leichenteile, Verwesungsgerüche, Ungeziefer und andere Abscheulichkeiten wegzuschaffen? Wahrlich, es gibt viele Berufe, die uns das Leben leichter machen – von der Bäckereifachverkäuferin bis zum Müllmann. Doch kaum ein Job ist so unsichtbar und gleichzeitig so unverzichtbar wie der des Tatortreinigers.
Sie kommen dann, wenn nichts mehr zu retten ist und „Putzen“ auf ein völlig neues Level gehoben wird. Da, wo ein normaler Eimer und ein Lappen längst versagen, beginnt der Alltag dieser besonderen Truppe. Fast mit einem Augenzwinkern könnte man sagen: Wenn bei anderen der „Lappen fällt“, legt der Tatortreiniger erst richtig los.
Zwischen Blut und Bakterien: Die vielfältigen Aufgaben eines Tatortreinigers
Tatortreiniger haben es bei weitem nicht nur mit einem „gewöhnlichen“ Reinigungsjob zu tun. Ihre Aufgaben reichen von der Entfernung von Blut, Körperflüssigkeiten und Geweberesten bis hin zur Dekontamination von Räumen nach Verbrechen, Unfällen oder natürlichen Todesfällen. Eine ihrer Hauptaufgaben besteht darin, Spuren von Leichen und Verwesungsprozessen zu beseitigen. Dabei handelt es sich nicht nur um optische Verunreinigungen, sondern vor allem um das Entfernen von Gerüchen, die von Bakterien und biologischen Rückständen verursacht werden.
Neben den biologischen Rückständen begegnen Tatortreiniger häufig auch chemischen Gefahrstoffen, die nach Drogendelikten oder Bränden zurückbleiben. Sie müssen alles reinigen, was die Behörden nach abgeschlossenen Ermittlungen freigeben – und das kann von einer einfachen Bodenreinigung bis hin zur vollständigen Renovierung eines Raums reichen.
Bevor die Tatortreiniger ihre Arbeit aufnehmen dürfen, müssen jedoch einige Voraussetzungen erfüllt sein. Zunächst muss der Tatort von den Ermittlungsbehörden vollständig untersucht und freigegeben werden. Dies bedeutet, dass alle Spuren gesichert und alle rechtlichen sowie kriminaltechnischen Schritte abgeschlossen sind. Erst wenn die Polizei oder andere zuständige Behörden den Tatort offiziell freigeben, können die Tatortreiniger ihre Arbeit beginnen.
Insbesondere bei Tatorten im Zusammenhang mit Drogendelikten oder Bränden ist die Gefahr, auf giftige Chemikalien, Rückständen von Drogen oder Asbest bei den Reinigungsarbeiten zu stoßen, nicht selten. Daher müssen Tatortreiniger nicht nur über umfangreiche Kenntnisse in der biologischen Dekontamination verfügen, sondern auch im Umgang mit gefährlichen Chemikalien geschult sein. Eine entsprechende Schutzausrüstung und Sicherheitsmaßnahmen sind hierbei unerlässlich.
Man könnte sagen: Tatortreiniger sind die unsichtbaren Helden, die sich um das kümmern, was keiner sehen will, zumindest nicht im richtigen Leben. Sie treten dann auf den Plan, wenn die Behörden ihre Arbeit getan haben und es darum geht, Orte wieder in einen Zustand zu versetzen, der für andere Menschen bewohnbar oder betretbar ist.
Arbeiten im Ausnahmezustand: Extreme Umstände und Anforderungen
Die Arbeit der Tatortreiniger ist oft geprägt von schwierigen Bedingungen. Ein Tatort kann sowohl physisch als auch emotional belastend sein. Schlimme Gerüche, enge Räumlichkeiten, Verwesung, Schimmel und Rückstände von Schädlingsbefall sind nur einige der Herausforderungen, denen sie sich stellen müssen. Oft arbeiten sie unter Zeitdruck, da die Räume schnell wieder genutzt werden sollen. Und das bei gleichzeitig höchster Präzision, denn jede winzige biologische Spur könnte gefährlich sein. Bei besonders schwierigen Einsätzen ist auch die Kooperation mit Polizei und Behörden notwendig – oft betreten Tatortreiniger den Ort des Geschehens direkt nach Ermittlungsarbeiten.
Zusätzlich zu den emotionalen Belastungen kommt die körperliche Anstrengung, die nicht zu unterschätzen ist. Tatortreiniger müssen in voller Schutzausrüstung arbeiten, die oft aus schweren Atemschutzmasken, Schutzanzügen und Handschuhen besteht. Diese Ausrüstung ist zwar notwendig, schränkt aber die Bewegungsfreiheit ein und macht die Arbeit körperlich fordernder. Sie müssen teils in stark kontaminierten und schwer zugänglichen Bereichen arbeiten, wobei das Heben schwerer Reinigungsgeräte und der Transport von kontaminierten Materialien den Körper zusätzlich belastet. Oft sind sie stundenlang auf den Beinen und müssen sich durch enge, verdreckte oder gefährliche Umgebungen bewegen, die sowohl körperliche Kraft als auch Ausdauer erfordern.
Tatortreiniger brauchen daher nicht nur mentale Stärke, sondern sollten auch körperlich sehr belastbar sein, um ihren Job zuverlässig und sicher ausüben zu können.
Die unverzichtbare Schutzausrüstung
Was ein Tatortreiniger benötigt, ist eine solide Schutzausrüstung und spezialisierte Reinigungsmittel. Zu der Standardausrüstung gehören dabei:
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Schutzanzüge: Diese werden getragen, um den direkten Kontakt mit schädlichen Stoffen zu verhindern.
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Atemschutzmasken: Unerlässlich, um giftige Dämpfe, Schimmelsporen und Verwesungsgerüche zu filtern.
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Desinfektionsmittel: Spezielle chemische Mittel, die nicht nur reinigen, sondern auch Bakterien und Viren abtöten.
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Spezialgeräte: Hochleistungssauger, Dampfreiniger und Ozonmaschinen zur Geruchsneutralisierung gehören zum täglichen Werkzeug.
Der Schutz der Tatortreiniger muss immer oberste Priorität haben, da sie oft mit potenziell gefährlichen Stoffen in Kontakt kommen, die sowohl körperliche als auch gesundheitliche Risiken bergen.
Psychische Belastungen: Ein starker Magen reicht nicht
Neben den physischen Herausforderungen ist die psychische Belastung, der Tatortreiniger ausgesetzt sind, nicht zu unterschätzen. Der Umgang mit Todesfällen, insbesondere mit solchen, die sehr tragisch sind oder unter gewalttätigen Umständen stattfanden, hinterlässt zweifelsohne Spuren. Es ist eine Sache, eine schmutzige Wohnung zu reinigen. Eine ganz andere Sache ist es jedoch, die Überreste eines tragischen Suizids oder eines Verbrechens zu beseitigen. Tatortreiniger sind nicht nur mit den sichtbaren Rückständen konfrontiert, sondern auch mit den emotionalen und mentalen Eindrücken solcher Szenen.
Viele Tatortreiniger berichten, dass es für sie unerlässlich ist, eine professionelle Distanz zu wahren, um nicht in den Ereignissen zu versinken. Dennoch kann es in manchen Fällen schwerfallen, das Gesehene und Erlebte zu verarbeiten. Besonders, wenn der Tatort an emotionale Momente im eigenen Leben erinnert, etwa an einen Todesfall im eigenen Umfeld oder Ängste wiederbelebt, die vielleicht lange im Verborgenen geschlummert haben. Die psychische Belastung gehört daher unausweichlich zu ihrem Jobprofil.
Der Umgang mit Stress: Strategien zum Abschalten
Um die psychischen Herausforderungen zu bewältigen, entwickeln Tatortreiniger eigene Methoden, um nach der Arbeit abzuschalten. Manche verlassen sich auf ihren Humor, um die emotionalen Spannungen zu lösen, während andere auf sportliche Aktivitäten, Meditation oder professionelle psychologische Betreuung setzen. Häufig berichten Tatortreiniger, dass das Aufrechterhalten eines gesunden Alltags, wie der regelmäßige Austausch mit Freunden und Familie, entscheidend dabei hilft, sich von der Arbeit zu distanzieren.
Doch was passiert, wenn der Stress zu groß wird und es schwierig ist, nach einem besonders intensiven Einsatz wieder abzuschalten? In solchen Fällen ist es wichtig, dass Tatortreiniger auf ein starkes Netzwerk oder professionelle Unterstützung zurückgreifen können. Es ist nicht ungewöhnlich, dass manche nach extrem belastenden Einsätzen eine Auszeit nehmen, um sich mental zu erholen.
Wertschätzung und Entlohnung: Verdienen Tatortreiniger genug?
Wenn man bedenkt, welchen extremen Bedingungen sich Tatortreiniger jeden Tag aussetzen, könnte man vermuten, dass sie für ihre Arbeit eine überdurchschnittliche Entlohnung erhalten. Tatsächlich sind die Gehälter in diesem Bereich jedoch sehr unterschiedlich und nicht immer angemessen. Während einige Tatortreiniger aufgrund ihrer Spezialisierung und Erfahrung gut verdienen, gibt es auch Fälle, in denen die Bezahlung in keinster Weise im Verhältnis zu den physischen und psychischen Belastungen steht. Dabei ist es wichtig, Menschen, die solche außergewöhnlichen Herausforderungen bewältigen, entsprechend wertzuschätzen – nicht nur durch Anerkennung, sondern auch finanziell.
In einer Welt, in der saubere Oberflächen oft als selbstverständlich angesehen werden, bleibt die Arbeit der Tatortreiniger im Hintergrund. Doch gerade weil sie sich den Aufgaben stellen, denen andere nicht gewachsen sind, verdienen sie Respekt und vor allem eine faire Bezahlung. Ihre Arbeit sorgt nicht nur für hygienische Sicherheit, sondern stellt in gewisser Weise auch die Würde der Lebenden und der Toten wieder her. Wer sich jeden Tag mit dem Tod, Blut und menschlichen Tragödien auseinandersetzt, leistet weit mehr als eine gewöhnliche Reinigungsarbeit. kw
Bild: KI