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Top Themen rund um Reinigung und Hygiene

Sicherheitsrisiko Krankenhaus: Mangelnde Hygiene durch schlechte Arbeitsbedingungen

Eine weibliche Reinigungsangestellte reinigt maschinell den Boden eines Krankenhausflurs
Eine weibliche Reinigungsangestellte reinigt maschinell den Boden eines Krankenhausflurs

In Deutschland kommt es jährlich zu geschätzten 400.000 bis 600.000 nosokomialen Infektionen, die jährlich zu etwa 10.000 bis 20.000 Todesfällen führen. Das sind aktuell rund sieben mal mehr Infektionsopfer als Tote im Straßenverkehr.
Mit Stand 30. Mai 2024 veröffentlich das Bundesgesundkeitsministerium diese erschreckenden Zahlen auf seiner Website unter der Überschrift „Fragen und Antworten zur Krankenhaushygiene“. Ermittelt wurden die Daten vom Robert Koch-Instituts (RKI) in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und der Berliner Charité. Allerdings schon im Jahr 2019, was das Bundesgesundkeitsministerium unerwähnt lässt. Unsere Redaktion fragte daher beim RKI nach, ob diese Zahlen aktuell noch relevant seien und erhielt die eindeutige Antwort „Ja“!

Sogenannte nosokomiale Infektionen, wie sie im Infektionsschutzgesetz (IfSG) definiert sind, treten im zeitlichen Zusammenhang mit einer medizinischen Maßnahme auf und können durch körpereigene oder umgebungsbedingte Erreger entstehen. Sie sind nicht meldepflichtig. Eine häufige Übertragungsquelle ist die mangelhafte Händehygiene des Krankenhauspersonals und von Besuchern. Bei der Verhinderung dieser Infektionen spielt das Reinigungspersonal in Krankenhäusern eine entscheidende Rolle. Für Patienten, die sich solche Infektionen während ihres Krankenhausaufenthalts erwerben, kann das schwerwiegende Folgen haben:

  • längere Krankenhausaufenthalte,
  • erhöhte Behandlungskosten,
  • eine höhere Sterblichkeit.

Dies gilt es zu verhindern oder zumindest die Fallzahle deutlich zu senken. Krankenhäuser und Reinigungspersonal müssen daher sicherstellen, dass alle hygienischen Standards und Protokolle eingehalten werden. Die Reinigungsarbeit ist eine grundlegende Komponente der Infektionskontrolle und des Schutzes der Gesundheit von Patienten und medizinischem Personal.

 

Wichtige Aspekte der Krankenhausreinigung: Hygienische Standards und Maßnahmen


1. Hygienische Reinigung und Desinfektion

Die regelmäßige und gründliche Reinigung von Oberflächen und medizinischen Geräten ist unerlässlich, um die Verbreitung von Krankheitserregern zu verhindern. Das Reinigungspersonal ist dafür verantwortlich, dass alle Flächen, die Patienten und medizinisches Personal berühren, ordnungsgemäß gereinigt und desinfiziert werden. Dazu gehören Betten, Nachttische, Türklinken, Lichtschalter und medizinische Geräte.

 

2. Einhalten von Reinigungsprotokollen

Krankenhäuser haben strenge Reinigungsprotokolle und -richtlinien, die darauf abzielen, eine möglichst aseptische Umgebung zu schaffen. Das Reinigungspersonal muss diese Protokolle genau befolgen, um sicherzustellen, dass alle Bereiche ordnungsgemäß gereinigt werden. Dies beinhaltet den Einsatz geeigneter Reinigungs- und Desinfektionsmittel sowie die Einhaltung spezifischer Reinigungstechniken.

 

3. Verwendung von persönlicher Schutzausrüstung (PSA)

Um das Risiko der Übertragung von Krankheitserregern zu minimieren, muss das Reinigungspersonal persönliche Schutzausrüstung wie Handschuhe, Schutzkittel und Masken tragen. Diese Schutzmaßnahmen helfen nicht nur, das Reinigungspersonal zu schützen, sondern auch zu verhindern, dass Keime auf gereinigte Flächen übertragen werden.

 

4. Schulung und Fortbildung

Regelmäßige Schulungen und Fortbildungen sind notwendig, um das Reinigungspersonal über die neuesten Hygienestandards und Reinigungsverfahren auf dem Laufenden zu halten. Dies umfasst Kenntnisse über die Eigenschaften von Krankheitserregern, die richtige Anwendung von Desinfektionsmitteln und die Identifizierung von Bereichen, die eine besonders gründliche Reinigung erfordern.

 

5. Zusammenarbeit mit medizinischem Personal

Das Reinigungspersonal arbeitet eng mit dem medizinischen Personal zusammen, um sicherzustellen, dass alle Hygienemaßnahmen koordiniert und effektiv umgesetzt werden. Diese Zusammenarbeit ist entscheidend, um Infektionsquellen schnell zu identifizieren und Maßnahmen zu deren Beseitigung zu ergreifen.

 

6. Überwachung und Feedback

Regelmäßige Überwachung und Feedback sind notwendig, um die Effektivität der Reinigungsmaßnahmen zu bewerten und kontinuierliche Verbesserungen zu gewährleisten. Dies kann durch regelmäßige Inspektionen, mikrobiologische Tests und das Sammeln von Rückmeldungen des medizinischen Personals erfolgen.

 

7. Spezialisierte Reinigungsbereiche

Bestimmte Bereiche im Krankenhaus, wie Operationssäle, Intensivstationen und Isolierzimmer, erfordern spezialisierte Reinigungsverfahren aufgrund des hohen Risikos für Infektionen. Das Reinigungspersonal muss speziell geschult sein, um diese Bereiche effektiv zu reinigen und zu desinfizieren.

 

Das Robert Koch-Institut (RKI) hat zu der Thematik in einer Veröffentlichung von 2022 tatsächlich recht weitreichende Maßnahmen formuliert. Konkret zuständig dafür ist die RKI-Sektion Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO). In einer rund 40-seitigen Bekanntmachung mit dem Titel „Anforderungen an die Hygiene bei der Reinigung und Desinfektion von Flächen“ sind sehr detaillierte, teils komplexe Forderungen aufgestellt. Beispielsweise werden unterschiedliche Wischmethoden oder Reinigungs- und Desinfektionmittel verglichen. Solch sicherlich profunde Forderungen aufzustellen, ist das eine. Die Praxis der Umsetzung, das andere. Für letzteres ist nicht die KRINKO zuständig, sondern die Krankenhäuser vor Ort und das beauftragte Reinigungsunternehmen. Und damit zu einem weiteren neuralgischen Punkt.

 

Schlechte Arbeitsbedingungen gefährden Menschenleben


Personalmangel in vielen Krankenhäusern und Großkliniken setzt das Reinigungspersonal unter enormen Druck. Die ohnehin knappen Ressourcen führen dazu, dass Reinigungskräfte oft zu wenige Stunden haben, um alle erforderlichen Aufgaben gründlich zu erledigen. Dieser Zeitdruck - mit das Hauptproblem - beeinträchtigt nicht nur die Qualität der Reinigung und erhöht das Risiko für unzureichend desinfizierte Flächen und die Verbreitung von Krankheitserregern. Zusätzlich zu den zeitlichen Einschränkungen trägt eine eher geringe finanzielle Anerkennung dazu bei, dass viele Reinigungskräfte sich nicht ausreichend gewürdigt fühlen. Den hohen Anforderungen an die Hygiene im Krankenhaus gerecht zu werden, fällt schwer, wenn der finanzielle Anreiz fehlt.

 

Fehlende Schulungen im Umgang mit speziellen Reinigungsmitteln und in hygienesensiblen Bereichen stellen ein weiteres Problem dar. Das Reinigungspersonal benötigt fundierte Kenntnisse und regelmäßige Schulungen, um effektiv und sicher mit Desinfektionsmitteln umzugehen und hochsensible Bereiche wie Operationssäle oder Intensivstationen angemessen zu reinigen.

 

Darüber hinaus können mangelnde Sprachkenntnisse ein Hindernis darstellen, insbesondere in multikulturellen Teams. Die Kommunikation ist entscheidend für ein reibungsloses Funktionieren der Reinigungsprozesse und für die Sicherstellung, dass alle Anweisungen und Protokolle korrekt verstanden und befolgt werden.

 

Ein schlechtes Arbeitsklima ohne Anerkennung und Wertschätzung verstärkt diese Herausforderungen zusätzlich. Wenn Reinigungskräfte sich nicht respektiert oder unterstützt fühlen, leidet nicht nur ihre Motivation, sondern auch ihre Bereitschaft, über die erforderlichen Standards hinaus zu gehen, um eine sichere Umgebung für Patienten und medizinisches Personal zu gewährleisten.

 

Externes vs. hauseigenes Reinigungspersonal

 

In vielen Krankenhausbetrieben stellt sich die Frage nach der optimalen Reinigungslösung oft zwischen externem und hauseigenem Reinigungspersonal. Externes Reinigungspersonal bietet Vorteile wie Kostenersparnis durch das Outsourcing der Dienste, Flexibilität bei der Anpassung an Schwankungen im Personalbedarf und spezialisiertes Fachwissen im Bereich der Krankenhausreinigung. Zudem können Krankenhäuser sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren, während externe Dienstleister sich um das Management der Reinigung kümmern.

 

Preisdumping bei der Vergabe untergräbt Anforderungen
 

Allerdings bringt externes Personal auch Herausforderungen mit sich, wie zum Beispiel die schwierigere Qualitätskontrolle, höhere Mitarbeiterfluktuation und potenzielle Kommunikationsprobleme mit dem Krankenhauspersonal. Ein weiteres, nicht zu unterschätzendes Problem ist das Preisdumping. Die Firma mit dem günstigsten Angebot erhält den Zuschlag. Ob diese Ersparnis allerdings ein Garant für Hygiene und Keimfreiheit und damit die Sicherheit der Patienten und des Krankenhauspersonals ist, darf bezweifelt werden. Immer wieder gibt es Aussagen von Reinigungskräften, die weder geschult wurden, noch jemals ein Reinigungsprotokoll gesehen haben. Das Polit-Magazin Exakt (MDR) interviewte in einem Beitrag vom 29. Mai 2024 Krankenhaus-Reinigungspersonal. Im anonymisierten Gespräch erzählte eine Reinigungskraft, dass sie nach Vorgabe mit einem Wischmopp nur einen bestimmten Bereich putzen dürfe. Also einen Mopp für ein Zimmer. 40 Zimmer habe sie zu reinigen, aber nur 10 Möppe zur Verfügung. Also benutze man einen Mopp dann doch für mehrere Räume. Es steht zu befürchten, dass es sich nicht um einen Einzelfall handelt.

 

Hauseigenes Reinigungspersonal hingegen ermöglicht eine direktere Qualitätskontrolle und eine bessere Kontinuität bei der Dienstleistung. Mitarbeiter, die direkt vom Krankenhaus angestellt sind, identifizieren sich oft stärker mit ihrem Arbeitsplatz, was zu höherer Motivation und einer stabilen Belegschaft führen kann. Zudem sind sie flexibler in der Anpassung an spezifische Anforderungen und Notfälle. Die Nachteile des hauseigenen Reinigungspersonals umfassen höhere Kosten für Löhne, Sozialleistungen und Schulungen, sowie den zusätzlichen Verwaltungsaufwand für das Krankenhaus. Zudem erfordert es kontinuierliche Investitionen in Schulungen und die Rekrutierung qualifizierter Mitarbeiter.

 

Letztlich aber hängt die Wahl zwischen externem und hauseigenem Reinigungspersonal von vielen verschiedenen Faktoren ab, darunter Kosten, Qualitätskontrolle, Flexibilität und Mitarbeiterbindung. Krankenhäuser müssen sorgfältig abwägen, welche Option am besten zu ihren spezifischen Bedürfnissen und Prioritäten passt, um eine optimale Hygiene und Sicherheit für Patienten und Personal zu gewährleisten.

 

Zusammenfassend darf festgehalten werden, dass gut ausgestatteter finanzieller Rahmen eine adäquate Bezahlung des Krankenhauspersonals eine entscheidende Rolle für die korrekte Ausführung der Reinigungsarbeiten spielt - unabhängig davon, ob es sich um externes oder hauseigenes Personal handelt. Genügend Geldmittel ermöglichen erst die Bereitstellung von ausreichend Reinigungspersonal und Material, um die geforderten Kapazitäten zu bewältigen. Zudem trägt eine faire Bezahlung dazu bei, die Bindung (geschulter) Mitarbeiter zu stärken und die Fluktuation zu reduzieren. Das stärkt die Kontinuität und Effizienz der Reinigungsprozesse.

 

Ob die aktuelle Gesundheitsreform, mit der Reduktion von Geldbeträgen für die Fallpauschalen und die Ergänzung durch höhere Vorhaltepauschalen, die finanzielle Situation der Krankenhauseinigung und -desinfektion verbessert, bleibt abzuwarten. Viel Optimismus scheint kaum angebracht.

 

Bereits im Oktober 2010 haben wir mit diesem Artikel auf die Problematik in den Krankenhäusern aufmerksam gemacht.

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