Die Sanitärreinigung
Der Sanitärbereich stellt höchste Ansprüche an die Reinigung, denn hier reicht oberflächliche Sauberkeit bei Weitem nicht aus
von Martin Lutz, FIGR Forschungs- und Prüfinstitut für Facility Management GmbH, Metzingen
Sanitärbereiche stellen besonders kritische Bereiche der Gebäudereinigung dar und erfordern deshalb ein hohes Maß an Sauberkeit. Sanitäre Einrichtungen, wie Toiletten, Duschen, Umkleideräume, Bäder oder Waschräume weisen oft eine Vielzahl krankheitserregender Keime auf und können risikoreiche Infektionsquellen sein. Deshalb ist die gewissenhafte Durchführung von hygienischen Maßnahmen, wie eine gründliche Reinigung oder Desinfektion in besonders hygienesensiblen Bereichen, sehr wichtig!
Mögliche Schmutzarten in Sanitärräumen
Verschmutzungen, die in Sanitärräumen anfallen, können sehr vielfältig sein. Unterschieden werden mineralische Verschmutzungen, dazu zählen:
- Kalkablagerungen,
- Urinstein,
- Rost,
- Braunstein,
- Ausblühungen
sowie organische Verschmutzungen wie beispielsweise:
- Seifenreste,
- Kalkseife,
- menschliche Ausscheidungen,
- Hautfett- und Eiweißablagerungen.
Darüber hinaus müssen im Sanitärbereich häufig auch Graffiti-Schmierereien beseitigt werden.
Bei der Reinigung dürfen aber auch die Verschmutzungen, die mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen sind, nicht vergessen werden. Mikroorganismen, von denen einige pathogen bzw. krankmachend sind, findet man insbesondere in den Bereichen, wo ein häufiger direkter Haut- bzw. Handkontakt stattfindet, wie beispielsweise auf WC-Brillen, Drücker der Spülung, WC-Bürsten, Türgriffbereiche, Seifenspender und Armaturen. Viele Stellen im Sanitärbereich sind beim Reinigen nur schwer zugänglich. Nicht entfernte Verschmutzungen führen zu Keimansiedelungen und haben die Bildung übler Gerüche zur Folge.
Produkte zur Sanitärreinigung
Aufgrund der verschiedenartigen und z. T. hartnäckigen Verschmutzungen, finden im Sanitärbereich oft aggressive Chemikalien (Säuren, Alkalien) Verwendung. Im Wesentlichen kommen zum Einsatz:
- saure kalklösende Sanitärreiniger
- Sanitärreiniger mit Easy-to-clean-Effekt
- WC-Reiniger
- chlorhaltige Sanitärreiniger (Hypochloritbasis)
- Sanitärreiniger auf Basis von Sauerstoffabspaltern
- Alkoholreiniger
- Allzweckreiniger
- Desinfektionsreiniger
- Rohrreiniger
- Graffiti-Entferner
- Desodorierungsmittel.
Einige dieser Behandlungsmittel, wie z. B. Desinfektionsreiniger, stark saure, alkalische oder chlorhaltige Sanitärreiniger zählen zu den Gefahrstoffen und erfordern besondere Schutzmaßnahmen und die Einhaltung entsprechender Unfallverhütungsvorschriften. Zudem können einige Inhaltsstoffe wie z. B. Säuren viele Oberflächen zerstören. Daher muss vorher wohl überlegt sein, wo welches Produkt zum Einsatz kommt.
Für die fachgerechte Reinigung von Sanitärbereichen bieten wir im Folgenden ausführliche Checklisten an, die die Arbeitsgänge Schritt für Schritt von der Arbeitsvor- bis zur -nachbereitung darstellen. Die Checklisten wurden uns vom FIGR Forschungs- und Prüfinstitut für Facility Management zur Verfügung gestellt. Diese und weitere Arbeitshilfen für die Reinigung von Sanitärbereichen können Sie auch den Praxisratgebern 'Fachbuch Gebäudereinigung und dem 'Praxisleitfaden Gebäudereinigung' entnehmen oder sich direkt für das Seminar „Reinigung von Sanitärbereichen in Theorie und Praxis anmelden.
CHECKLISTE
Arbeitsstufen bei der Sanitärreinigung
Zu Beginn werden alle zur Sanitärreinigung benötigten Reinigungsmittel sowie -utensilien bereitgestellt:
- Farbige Reinigungstücher (rot und gelb) bzw. kratzfreie Padschwämme
- Farbige Eimer mit Reinigungsflotte (rot und gelb) bzw. Sprühflasche mit gebrauchsfertiger Reinigungslösung,
- Geeignete Reinigungsmittel
- Breitwischgerät mit geeignetem Wischbezug (vorzugsweise Mikrofaserwischbezug) für die Fußbodenreinigung bzw. Scheuersaugmaschine
Neben der Sauberkeit hat die Hygiene eine besondere Bedeutung. Heutzutage ist es Standard, Reinigungsutensilien entsprechend ihrem Einsatzbereich farblich getrennt einzusetzen, um so zu vermeiden, dass z. B. ein Tuch, welches zuvor für die Toilette benutzt wurde, danach für die Schreibtischreinigung verwendet wird. In der Praxis sind für Reinigungsutensilien (kratzfreie Padschwämme, Raumpflege-, Mikrofasertücher, Eimer etc.) folgende Farben üblich:
- Rot
Die Signalfarbe steht sinnvollerweise für den hygienisch wichtigsten Sanitärbereich, die Toilette an sich, sowie die direkt umliegenden Fliesen (Spritzbereiche). - Gelb
Auch gelb findet man ausschließlich im Sanitärbereich. Gelbe Lappen, Tücher, Schwämme kommen für Waschbecken, Duschen, Badewannen, Fliesen, Ablagen usw. im Bad zum Einsatz. - Blau
Für fast alle Bereiche außerhalb des Bades werden blaue Wischtextilien genutzt, z.B. in Büro- und Wohnräumen für alle Möbel, Flächen und Gegenstände. - Grün
Küchen sowie sensible Areale im Pflegebereich, in denen z.B. desinfizierend gereinigt wird, werden mit grünen Wischtextilien behandelt.
Waschbecken- und Armaturenreinigung
- Reinigungsmittel mithilfe von gelben Reinigungstextilien (Tuch bzw. kratzfreier Schwamm) auftragen (Eimersystem/Sprühreinigung/präparierte Tücher).
- Bei Einsatz saurer Sanitärreiniger müssen die Reinigungsmittelrückstände anschließend mit klarem Wasser gründlich abgespült werden, um Korrosionen zu vermeiden.
- Bei geringen Kalkrückständen bzw. Wasserflecken ist der Einsatz eines Allzweckreinigers in Verbindung mit kratzfreien Padschwämmen oberflächenschonender als eine Reinigung mit sauren Produkten.
- Waschbecken, besonders Armaturen, trockenreiben bzw. polieren.
Wandreinigung
- Die vollflächige Reinigung größerer Flächen (Wände, Türen, Trennwände etc.) erfolgt meist mittels Einwascher und Fenster- bzw. Fliesenwischer, kleinere Flächen werden manuell mit gelben Reinigungstüchern gereinigt.
- Beim Einsatz saurer Sanitärreiniger auf Wandfliesen müssen zementgebundene Fugen gründlich vorgewässert sowie Reinigungsmittelrückstände anschließend mit klarem Wasser abgespült werden.
- Auf farbigen Kunststoffflächen (säure- sowie kratzempfindlich), sollten keine sauren Sanitärreiniger oder abrasiv wirkende Produkte/Utensilien (Scheuermilch, abrasive Padschwämme) eingesetzt werden.
WC-/Urinalreinigung
- Spülung WCs/Urinale betätigen.
- WC-Reiniger einbringen (Toiletten und Urinale, einschließlich Spülränder). Achtung, bei sogenannten wasserlosen Urinalen, die eine ölartige Sperrflüssigkeit als Geruchsverschluss enthalten, dürfen keine herkömmlichen bzw. tensidhaltigen Reinigungsmittel verwendet werden, da diese durch Emulgierung der Sperrflüssigkeit deren Funktion beeinträchtigen bzw. aufheben könnten. Wasserlose Urinale mit Gummimembran als Geruchsverschluss können mit herkömmlichen Sanitärreinigern gereinigt werden. Um Geruchsentwicklungen bei wasserlosen Urinalen zu vermeiden, sollten sie genauso häufig und gründlich gereinigt werden wie herkömmliche Urinale. Ein regelmäßiges Spülen mit klarem Wasser beugt bei wasserlosen Urinalen Inkrustationen vor. Allgemein empfiehlt es sich, ausschließlich Produkte und Verfahren einzusetzen, die von den jeweiligen Herstellern empfohlen werden.
- Toiletten und Urinale von innen mit einer WC-Bürste bearbeiten.
- Beide Seiten von WC-Deckel und WC-Brille mit rotem Reinigungstuch abwischen (1. WC-Deckel oben, 2. WC-Brille oben, 3. WC-Deckel unten, 4. WC-Brille unten, 5. WCBecken). Saure Reiniger verursachen auf Kunststoffoberflächen (z. B. WC-Brillen, Spülkästen etc.) Farbtonveränderungen bzw. Schäden und sollten aus diesem Grund dort keine Anwendung finden.
- Toiletten und Urinale von außen sowie umliegende Wände im Spritzbereich mit rotem Reinigungstuch abwischen.
- Nach Verwendung aller Tuchflächen das rote Reinigungstuch zur Wäsche entsorgen.
Fußbodenreinigung (abschließende Tätigkeit)
- Ggf. lose aufliegenden Schmutz durch Trockenmoppen mit geeignetem Mikrofaserbezug entfernen.
- Zweistufig nasswischen mittels Breitwischgerät oder Scheuersaugen mit geeigneter Scheuersaugmaschine (z. B. kompakte Scheuersaugmaschine im Bürstsaugerformat)
- Feinsteinzeugfliesen mit mikroporöser Oberfläche oder Sicherheitsfliesen sollten mit veloursartigen Mikrofaserwischbezügen gereinigt werden.
MERKE – Sanitärbereiche sind aufgrund ihrer Verschmutzungsarten, ihrer starken Frequentierung und den daraus resultierenden hohen hygienischen Anforderungen kritische Bereiche der Gebäudereinigung. Man kann jedoch durch regelmäßige, gründliche und fachgerechte Reinigung weitgehend auf stark saure Sanitärreiniger sowie andere aggressive Chemikalien verzichten. Durch den Einsatz der richtigen Reinigungsmittel und –utensilien erreicht man nicht nur hygienische Sauberkeit, sondern trägt darüber hinaus noch einen wesentlichen Teil zum Werterhalt der Oberflächen bei.
Kommentiert von: User | 09.05.2018 |
Ich finde leider nirgendwo einen Hinweis auf den Gebrauch von Wasser. Benötigt man spezielle Einrichtungen oder auch warmes Wasser? Gesundheitsgefährdung durch Arbeiten im kalten Wasser? Wie entsorge ich das Schmutzwasser. Über einen zusätzlichen Kommentar hierüber würde ich mich freuen. | |
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