Reinigen mit System
Von Farben, vom Falten und anderen Methoden
„Ordnung ist das halbe Leben“, sagt ein Sprichwort, das sich auch Gebäudereiniger zu Herzen nehmen sollten. Denn wer Ordnung in seine Reinigungsmittel, -abläufe und -geräte bringt, der sorgt nicht nur dafür, dass wirklich sauber geputzt wird, sondern kann auf diese Weise auch Zeit und Geld sparen. Daher ist es gut, dass es allgemein anerkannte und teils sogar vom RKI (Robert-Koch-Institut) vorgeschriebene Methoden für die hygienische Reinigung gibt, die einfach umsetzbar und dem Personal leicht vermittelbar sind. Obwohl diese Vorgehensweisen allen professionellen Gebäudereinigern bekannt sein sollten, werden sie in der alltäglichen Arbeit leider doch immer wieder vergessen. Daher möchten wir sie hier nochmals vorstellen und dazu anregen, diese systematisch in den Reinigungsalltag einzubeziehen.
Das Zwei-Eimer-Prinzip
Dieses Prinzip gilt in erster Linie für die nasse Bodenreinigung. Es werden also zwei Eimer vorbereitet und zwar ein blauer und ein roter. In dem blauen Eimer befindet sich viel Wasser, das mit Reinigungsmittel angereichert wurde. In dem roten Eimer befindet sich zunächst nur wenig Wasser. Im blauen Eimer wird frisches Wischwasser aufgenommen und dammit geputzt. Ist die Aufnahmefähigkeit des Mopps erreicht bzw. ist er deutlich angeschmutzt, wird der Mopp im roten Eimer ausgeschwenkt und so vom anhaftenden Schmutz befreit. Idealerweise befindet sich am roten Eimer eine Presse, mit deren Hilfe nun auch das restliche Schmutzwasser aus dem Mopp gedrückt werden kann. Jetzt ist der Mopp bereit, um erneut frisches Putzwasser aus dem blauen Eimer für den nächsten Reinigungsgang aufzunehmen. Auf diese Weise „wandert“ das benutzte Wasser nach und nach vom sauberen blauen in den „schmutzigen“ roten Eimer. Man trennt also Putz- und Schmutzwasser, erspart sich einen Wassertausch während des Reinigungsvorgangs und erzielt auch bessere Reinigungsergebnisse.
Leider wissen einige Reinigungskräfte nicht, warum man ihnen zwei Eimer zur Verfügung stellt. Selbst wenn auf einem Reinigungswagen die beiden Behälter inklusive Presse angebracht sind, werden oft beide randvoll mit Wasser und Putzmittel gefüllt und damit bis zum Ende geputzt. Damit hat man zweimal Wisch- und Dreckwasser in einem. Mit fortschreitender Dauer der Reinigung wird das Wasser also immer schmutziger, die Reinigungsleistung somit immer geringer. Dabei ist der Aufwand und der Verbrauch größer, als wenn die Zwei-Eimer-Methode richtig angewendet wird. Wie bereits erwähnt ist diese Methode hauptsächlich für die Bodenreinigung gedacht, aber sie ist auch dort zu empfehlen, wo empfindliche Oberflächen gereinigt werden, die durch Schmutzpartikel in den Reinigungstextilien verkratzt werden können.
Die Vier-Farben-Methode
Eigentlich ist es klar, dass man für die Küche einen anderen Putzlappen verwendet als für das WC – eigentlich! Aber die Vier-Farben-Methode unterstützt dieses Prinzip und lässt – sofern es von den Putzkräften verinnerlicht wurde – erst gar keine Verwechslung zu. Verschiedenen Bereichen werden die folgenden vier Farben zugeordnet:
- Rot
Die Signalfarbe steht sinnvollerweise für den hygienisch wichtigsten Sanitärbereich, die Toilette an sich, sowie die direkt umliegenden Fliesen (Spritzbereiche). - Gelb
Auch gelb findet man ausschließlich im Sanitärbereich. Gelbe Lappen, Tücher, Schwämme kommen für Waschbecken, Duschen, Badewannen, Fliesen, Ablagen usw. im Bad zum Einsatz. - Blau
Für fast alle Bereiche außerhalb des Bades werden blaue Wischtextilien genutzt, z.B. in Büro- und Wohnräumen für alle Möbel, Flächen und Gegenstände. - Grün
Küchen sowie sensible Areale im Pflegebereich, in denen z.B. desinfizierend gereinigt wird, werden mit grünen Wischtextilien behandelt.
Damit dieses System auch wirklich beachtet wird, ist es sinnvoll es durch Piktogramme nochmals optisch für jede Reinigungskraft nachvollziehbar präsent zu machen. So kann man z.B. entsprechende Aufkleber auf den mitgeführten Eimern, Putzwagen o.ä. anbringen. Kostspieliger sind Aufdrucke direkt auf den Wischtextilien oder Eimern, aber das kann auch vom Kunden als ein Zeichen von Professionalität erkannt werden. Es empfiehlt sich übrigens, das Vier-Farben-System auch auf Eimer anzuwenden, das ist ein zusätzlicher Schutz gegen Keimverschleppung.
Die Wechseltuch- und Tuchfalt-Methoden
Um eine Keimverschleppung von einem Zimmer zum nächsten oder auch von einem Gegenstand zum anderen zu vermeiden, wird die Wechseltuchmethode angewandt. In Räumen, in denen nach RKI-Richtlinien gereinigt wird – etwa im Klinikbereich oder in Pflegeheimen – ist es Vorschrift, dass Wischtextilien nach der Reinigung eines Zimmers direkt in die Wäsche gegeben werden und das nächste Zimmer mit einem frischen Satz an Wischtextilien geputzt wird. Dasselbe sollte auch in der WC-Reinigung gelten, also pro Toilette und/oder Urinal nur ein Tuch zu nutzen.
Für einwandfreie Hygiene sorgt auch die Tuchfalt-Methode. Nach einem fest vorgegebenen System werden Putz- un Wischtücher so gefaltet, dass für jede neue Fläche eine frische Tuchseite eingesetzt werden kann. Verbreitet ist die 16-Seiten-Tuch-Faltmethode, bei der ein Tuch zunächst einmal nach unten und anschließend noch zweimal zur Seite gefaltet wird. Das Problem hiebei ist allerdings, dass es beim Entfalten einigermaßen unübersichtlich wird und es schwierig wird sich zu merken, welche Seiten man nun schon genutzt hat. Von daher sollte das Hantieren mit 16 Seiten gut eingeübet werden oder alternativ auf zweimaliges (lässt 8 Seiten entstehen) oder einmaliges Falten (4 Seiten) umgestellt werden. Die Tuchfalt-Methode ist beispielsweise bei der Sanitärreinigung absolut empfehlenswert. Nicht nur sollte hier für jedes WC/Urinal ein eigener (roter) Lappen verwendet, sondern zusätzlich jede Fläche mit einer frischen Seite gereinigt werden.
Die Falt-Methode kann übrigens auch eingesetzt werden, wenn man auf das Arbeiten mit einem Eimer verzichten muss oder will und stattdessen eine Sprühflasche zum Anfeuchten verwendet. Wenn man 16 frische Lagen zum Reinigen zur Verfügung hat, kann man an manchen Stellen auf einen Putzeimer zum Auswaschen gut verzichten. Auf diese Weise spart man zudem Wasser und nicht unwesentlich viel Zeit – sowohl Zeit, die man zum Auswaschen benötigt als auch die, die man zum Ziehen und Wechseln des Wassers braucht. Noch schneller geht es, wenn man die Wischtextilien im Vorfeld schon mit der Reinigungslösung tränkt, dann sind die Tücher sofort einsatzbereit.
Schulungen und Marketing
Systematisches Arbeiten will gelernt sein. Kaum ein/e Mitarbeiter/in geht von sich aus bei der Reinigung so methodisch vor, dass Hygiene, Effektivität und Effizienz immer gewährleistet sind. Daher sollten Maßnahmen wie die hier genannten in Schulungen vermittelt werden und das Wissen auch regelmäßig aufgefrischt werden.
Dabei hilft auch die Erkenntnis, dass die Methoden sinnvoll sind, denn es liegt in der Natur des Menschen, dass er Regeln dann besser befolgt, wenn er ihren Nutzen erkennt. Deshalb sollten die genannten Methoden nicht nur an und für sich gelehrt, sondern auch deren Hintergründe erläutert werden. Auch sollten die Vorteile hervorgehoben werden, die das systematische Vorgehen für die Reinigungskräfte selbst hat: Sie müssen weniger Wasser schleppen und kommen besser mit der Arbeit voran und laufen weit weniger Gefahr etwas falsch zu machen.
Wer in seiner Gebäudereinigung ein System etabliert hat, sollte das auch aktiv bewerben, denn Systematik bedeutet Professionalität und Qualität. Das wird von Kunden bereits bei der Auswahl eines Dienstleisters positiv wahrgenommen. Entsprechende Hinweise auf Firmenhomepages und anderem Werbematerial sind also sinnvoll.
Titelfoto: © Fotolia / Andrey Popov: Young Female Janitor Mopping Wooden Floor
Kommentiert von: Steffen Makatsch aus Dillingen | 08.03.2020 |
Im Grunde ganz einfach, aber in der Praxis dann oft doch fast unmöglich umzusetzen. Da hilft wirklich nur immer wieder Schulungen anzubieten... Gerade in Zeiten von Corona noch wichtiger! | |
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