Mangelware „Azubi“ im Gebäudereinigerhandwerk
Zum 1. September starteten erneut tausende Jugendliche in ihre Ausbildung. Die Entscheidung für einen Ausbildungsberuf fällt vielen nicht leicht. Denn dieser sollte idealerweise nicht nur spannend sein, sondern auch den eigenen Interessen entsprechen und langfristige Perspektiven bieten. Während einige Jugendliche möglicherweise ihren Traumjob gefunden haben, kämpfen viele Ausbildungsbetriebe mit einem akuten Mangel an Lehrlingen. Insbesondere das Gebäudereinigerhandwerk verzeichnet zahlreiche offene Stellen. Was macht diesen Beruf für Jugendliche so unattraktiv? Greift hier das veraltete Image der Putzfrau, die von morgens bis abends mit Eimer und Schrubber Böden reinigt? Und welche Maßnahmen können Unternehmen ergreifen, um die Attraktivität des Berufs des Gebäudereinigers zu erhöhen und die Ausbildung ansprechender zu gestalten?
Was macht ein Gebäudereiniger eigentlich?
Bei dem Begriff „Gebäudereiniger“ denken viele sofort reflexartig an Putzen – ein Teil des Berufs, aber keineswegs das Ganze. Die moderne Gebäudereinigung ist ein spannendes Feld, das den Einsatz hochentwickelter Technologie erfordert. Die Arbeit beginnt oft mit der Wahl der richtigen Geräte. Hier kommen spezialisierte Maschinen wie Bodenreinigungsgeräte, Dampfreiniger und Industriebesen zum Einsatz, die nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch eine gründliche Reinigung gewährleisten. Hochdruckreiniger werden verwendet, um hartnäckige Verschmutzungen zu beseitigen, während moderne Staubsauger mit speziellen Filtern ausgestattet sind, um auch kleinste Partikel und Allergene zu entfernen.
Ein wichtiger Aspekt der modernen Gebäudereinigung ist die Einhaltung strenger Hygieneanforderungen, insbesondere in sensiblen Bereichen wie Krankenhäusern oder Labors. Hierbei kommen Desinfektionsmittel und spezielle Reinigungstechniken zum Einsatz, um sicherzustellen, dass alle Oberflächen gründlich gereinigt und desinfiziert werden. Die Verwendung von umweltfreundlichen Produkten wird zunehmend bevorzugt, um Nachhaltigkeit zu praktizieren.
Die Arbeit in großen Höhen, insbesondere bei der Fensterreinigung in Hochhäusern, erfordert nicht nur schwindelfreies Arbeiten, sondern auch den sicheren Umgang mit Hebebühnen und Seilzugangstechniken. Gebäudereiniger, die in solchen Höhen arbeiten, sind speziell geschult, um Sicherheitsvorschriften einhalten und korrekt anwenden zu können und damit Gefahren zu minimieren. Hierbei wird häufig auf spezielle Schutzmaßnahmen und Sicherheitsausrüstungen wie Gurte und Helme zurückgegriffen.
Das Aufgabenspektrum eines Gebäudereinigers ist äußerst vielfältig. Neben der regelmäßigen Unterhaltsreinigung in Bürogebäuden, Schulen und öffentlichen Verkehrsmitteln umfasst die Arbeit auch die Reinigung von historischen Denkmälern, wo besonderes Fingerspitzengefühl und Fachwissen gefragt sind. Dazu zählen auch Spezialreinigungen, bei denen der Einsatz von Trockeneis- oder Hochdruckreinigungstechniken erforderlich ist. Darüber hinaus ist die Schädlingsbekämpfung ein wichtiger Bestandteil, insbesondere in Lebensmitteldiensten oder in Einrichtungen des Gesundheitswesens, wo höchste Hygienestandards gelten. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind daher unerlässlich, um den unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden.
Insgesamt ist die Gebäudereinigung ein dynamisches Berufsfeld, das weit über das traditionelle Image hinausgeht und zahlreiche spannende Herausforderungen bietet. Und dennoch: Viele Jugendliche rümpfen abfällig die Nase, wenn die Sprache auf den Beruf des Gebäudereinigers kommt. Warum ist das so?
Warum schreckt der Reinigungsjob Jugendliche ab?
Trotz der Vielzahl an Karrieremöglichkeiten leidet der Beruf des Gebäudereinigers unter einem stark negativen Image. Viele Jugendliche verbinden diesen Beruf hauptsächlich mit der „schmutzigen“ Seite der Arbeit und lassen sich von verbreiteten Vorurteilen abschrecken. Das Selbstbild spielt dabei sicher eine große Rolle: In einer Zeit, in der soziale Medien und Statussymbole eine bedeutende Rolle im Leben junger Menschen einnehmen, möchten sie nicht als „Putzfrau“ oder „Putzmann“ wahrgenommen und womöglich diffamiert werden. Der Beruf hat für sie nicht das notwendige Prestige, das sie von einem „Traumberuf“ erwarten. Attraktivere Berufe im Bereich IT, Medien oder Gesundheitswesen erscheinen oft verlockender und erhalten mehr Aufmerksamkeit.
Ein weiterer entscheidender Faktor ist das Einstiegsgehalt, das bei etwa 13 Euro pro Stunde liegt. Dieses Einkommen kann als wenig ansprechend empfunden werden, insbesondere im Vergleich zu anderen Berufen, die eine ähnliche Ausbildung erfordern, aber besser bezahlt werden. Mit zunehmender Erfahrung jedoch und durch Weiterbildungsangebote eröffnen sich Möglichkeiten für höhere Positionen, wie beispielsweise als Objektleiter oder Meister, die ein deutlich besseres Einkommen bieten.
Leider sind viele Jugendliche über die tatsächlichen Aufstiegsmöglichkeiten in der Gebäudereinigung nicht ausreichend informiert. Sie sind sich oft nicht bewusst, dass sie durch Engagement und Fachkenntnisse in ihrem Job ganz nach oben kommen können und vielleicht sogar die Möglichkeit haben, eine eigene Firma zu gründen. Ein Mangel an Informationen und Vorbildern in der Branche verstärkt das Problem. Jugendliche fühlen sich daher oft nicht ermutigt, diesen Beruf zu ergreifen, weil sie das Gefühl haben, dass ihre Anstrengungen nicht ausreichend gewürdigt werden.
Zusätzlich spielt die Wahrnehmung der körperlichen Belastung eine Rolle: Der Beruf wird oft als anstrengend und monoton angesehen, was viele junge Menschen abschreckt. Die Unklarheit bei Karriereperspektive und die Ansicht, dass die Arbeit nur wenig Entwicklungsmöglichkeiten bietet, tragen ebenfalls dazu bei, dass die Gebäudereinigung für viele Jugendliche unattraktiv bleibt. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, ist es entscheidend, dass Unternehmen und die Branche insgesamt an ihrem Image arbeiten und die positiven Aspekte des Berufs ganz klar und für Jugendliche verständlich herausstellen.
Wie können Firmen die Gebäudereiniger-Ausbildung attraktiver machen?
Traditionelle Maßnahmen allein werden junge Menschen kaum mehr dazu bewegen, sich für eine Ausbildung im Gebäudereinigerhandwerk zu entscheiden. Unternehmen, die Nachwuchs gewinnen möchten, müssen also innovative und zeitgemäße Ansätze verfolgen. Es reicht nicht mehr aus, einfach nur Stellenanzeigen zu schalten und darauf zu hoffen, dass Bewerbungen von selbst eintreffen. Auch der altbekannte Spruch „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ hat in der heutigen Arbeitswelt keinen Platz mehr. Vielmehr sind attraktive Ausbildungsangebote gefragt, die den modernen Ansprüchen der Digitalisierung und des Social-Media-Zeitalters gerecht werden und ein inspirierendes Arbeitsumfeld schaffen.
Folgende Ideen zeigen, wie Unternehmen den Beruf Gebäudereiniger für junge Menschen interessanter gestalten können:
- Wertschätzung zeigen: Es ist wichtig, den gesellschaftlichen Wert der Gebäudereinigung hervorzuheben. Sauberkeit ist in vielen Bereichen unerlässlich, und ein Beruf, der Hygiene und Gesundheit sichert, verdient Respekt. Unternehmen können beispielsweise den gesellschaftlichen Wert der Gebäudereinigung verdeutlichen, um das Ansehen des Berufs zu steigern und die Anerkennung für diese wichtige Arbeit zu fördern. Eine effektive Maßnahme sind gezielte Informationskampagnen in sozialen Medien, die die Relevanz des Berufs und die Vielfalt der Aufgaben ins Rampenlicht rücken. Geschichten aus dem Arbeitsalltag und kurze Videoportraits der Mitarbeitenden könnten zeigen, wie Gebäudereiniger dazu beitragen, hygienische Bedingungen in Krankenhäusern, Schulen und öffentlichen Einrichtungen sicherzustellen. Eine Kampagne unter dem Motto „Mehr als nur Sauberkeit“ könnte so die wichtige Rolle des Berufs verdeutlichen und zugleich das Ansehen bei Jugendlichen steigern. Darüber hinaus wäre eine jährliche „Auszeichnung für Exzellenz in der Gebäudereinigung“ ein sichtbares Zeichen der Wertschätzung für besondere Leistungen. Durch solche Anerkennungen, die innovative und verantwortungsvolle Einsätze im Bereich Hygiene und Gesundheitssicherung auszeichnen, wird die Bedeutung der Gebäudereinigung in der Gesellschaft betont und Azubis wie Fachkräfte werden damit hoffentlich zu Höchstleistungen motiviert.
- Mit High-Tech punkten: Die Branche hat das digitale Zeitalter erreicht. Innovative Technologien, wie automatisierte Reinigungsmaschinen und nachhaltige Reinigungsmittel, sollten in den Stellenausschreibungen und Marketingaktivitäten der Unternehmen hervorgehoben werden.
- Frühe Orientierung bieten: Eine enge Zusammenarbeit mit Schulen und Gemeinden bietet zusätzlich die Möglichkeit, den Beruf direkt an Jugendliche heranzutragen. Durch Informationsveranstaltungen und Schnuppertage, bei denen Azubis und erfahrene Fachkräfte aus der Gebäudereinigung ihre Arbeit erklären, könnte jungen Menschen ein realistisches und positives Bild vermittelt werden. Dabei könnte gezeigt werden, wie zum Beispiel in Krankenhäusern durch präzise Reinigungsabläufe Infektionsrisiken minimiert oder in Laboren durch Spezialreinigungen Kontaminationen verhindert werden. Diese Initiativen vermitteln den Azubis ein Gefühl von Wertschätzung und gesellschaftlicher Bedeutung, das auch ihre Berufszufriedenheit und ihren Stolz steigert.
- Flexible Arbeitsmodelle: Eine ausgewogene Work-Life-Balance ist für viele junge Menschen von Bedeutung. Unternehmen, die flexible Arbeitszeiten anbieten, können sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.
- Mehr als nur Sauberkeit: Einige Unternehmen bieten ihren Auszubildenden zusätzliche Leistungen wie Gesundheitskurse oder Umweltinitiativen an oder zunehmend auch Programme zur Persönlichkeitsentwicklung, wie spezielle Mentoring-Programme oder Trainings zur Verbesserung der Kommunikations- und Problemlösungsfähigkeiten. Dies ermöglicht den Auszubildenden, sich schnell in ihren Teams zurechtzufinden und berufliche Herausforderungen besser zu meistern.
- Weiterbildung: Es ist essenziell, die vielfältigen Möglichkeiten zur Weiterbildung und zum Aufstieg im Gebäudereinigerhandwerk klar zu kommunizieren. Viele Jugendliche sind sich nicht bewusst, dass sie nach der Ausbildung mit der Gesellenprüfung weitere Schritte in ihrer Karriere machen können. So besteht die Option, nach einiger Berufserfahrung den Meistertitel zu erlangen und in Führungspositionen zu wechseln – bis hin zur Möglichkeit, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Diese Perspektiven sollten bereits in der Berufsorientierung und vor Ausbildungsbeginn verdeutlicht werden, um jungen Menschen von Anfang an ein realistisches und motivierendes Bild ihrer Karrierechancen im Gebäudereinigerhandwerk zu vermitteln.
Die Gebäudereinigung bietet ein enormes Potenzial – sowohl für Jugendliche als auch für Unternehmen, die junge Talente gewinnen möchten. Es gilt, das veraltete Bild des „einfachen Putzjobs“ endgültig über Bord zu werfen und den Beruf als das darzustellen, was er wirklich ist: abwechslungsreich, zukunftssicher und alles andere als langweilig. kw
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Bild: kat wilcox
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