Gebäudereiniger-Handwerk: Erste Tarifrunde ergebnislos beendet
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18. Juni 2024. Die Auftakt-Tarifrunde im Gebäudereiniger-Handwerk wurde ergebnislos nach nur 4 Stunden beendet. Die Arbeitgeber lehnten die Lohnforderung der Gewerkschaft ab. Verhandelt hatten der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks (BIV) sowie die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU).
Kommentar der Arbeitgeber:„Die Lohnforderung der IG BAU von mehr als 30 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten bewerten wir als eine Mischung aus Maßlosigkeit und Realitätsverweigerung", so Christian Kloevekorn, Vorsitzender der BIV-Tarifkommission.
Lohnerhöhungen um bis zu 30 Prozent
Konkret forderte die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) für die mit Abstand beschäftigungsstärkste Entgeltgruppe (Lohngruppe 1) eine Lohnerhöhung von 22,22 Prozent (von 13,50 Euro auf 16,50 Euro) und zudem ein 13. Monatseinkommen für Gewerkschaftsmitglieder. Dies bedeutet laut Arbeitgeber eine zusätzliche Lohnsteigerung von 8,33 Prozent. Insofern summiere sich die Forderung auf mehr als 30 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.
Arbeitgeber: Wirtschaftlich schwieriger Kontext für starke Lohnerhöhungen
Angesichts dieser Lohnforderungen „ hat die Arbeitgeberseite heute kein Gegenangebot vorlegen können.“ Zu eklatant sei der Abstand zwischen den „völlig überzogenen Visionen der IG Bau und dem Blickwinkel der Unternehmen“, erklärte Klevekorn und argumentierte weiter, dass die Gewerkschaft, den wirschaftlichen schwierigen Kontext völlig ausblende. „Während sich die Inflation gerade auch im Sinne der Beschäftigten normalisiert, ist die Wirtschaftsprognose für Deutschland mager, die Auftraggeber für Reinigungsdienstleistungen agieren merklich zurückhaltend und die Branchenstimmung der Unternehmen ist laut aktueller Frühjahrsumfrage gedämpft", resümierte Kloevekorn.
Gewerkschaft: Reinigungsbranche am Ende der Lohnskala
Dagegen verwies die Gewerkschaft darauf, dass die Branche mittlerweile am untersten Ende der Einkommensskala angekommen sei. Im Schnitt werde 2.400 Euro brutto pro Monat bezahlt. „Zudem haben die Reinigerinnen und Reiniger bis heute keinen Cent Inflationsausgleichsprämie bekommen. Deshalb ist diese Forderung mehr als angemessen", entgegnete Ulrike Laux, Verhandlungsführerin und im IG BAU-Bundesvorstand zuständig für die Gebäudereinigungsbranche. Die IG BAU strebt an, dass vor allem die unteren Lohngruppen angesichts der gestiegenen Preise deutlich angehoben werden. Zusammenfassend bemängelte Ulrike Laux , dass die Arbeitgeber in der ersten Tarifrunde jegliche Wertschätzung für die Beschäftigten haben vermissen lassen.
Azubis werden nicht vergessen
Auch für Auszubildende sieht die Gewerkschaft höhere Vergütungen vor. Im ersten Lehrjahr um 150 Euro, im zweiten um 200 Euro und im dritten Lehrjahr um 300 Euro pro Monat.
Der neue Tarifvertrag wird Anfang 2025 in Kraft treten. Die nächste Verhandlungsrunde ist für September geplant.