Reinigungsmittel: Unterschätzte Gefahr
Im Gebäudereiniger-Handwerk arbeiten in Deutschland im Jahr 2021 ueber 650.000 Menschen. Somit arbeiten in diesem beschäftigungsstarken Handwerk etwa 1,5 Prozent aller Beschäftigten in Deutschland und erwirtschafteten im Jahr 2021 wohl rund 22 Milliarden Euro Umsatz.
Ätzende Putzmittel
Diese Beschäftigten sind bei der Ausübung ihres Berufs täglich nicht zu unterschätzende Risiken ausgesetzt. Zu der körperlichen Anstrengung und Belastung kommt das Risiko von gesundheitlichen Schäden durch Putz- oder Desinfektionsmittel. Erst kürzlich musste laut einer Meldung der Braunschweiger Zeitung ein Seniorenhaus in Wolfsburg im Stadtteil Detmerode teilweise geräumt werden, da ein Desinfektionsmittel ausgelaufen war, dass giftig roch und in den Augen brannte. Die hinzugerufene Feuerwehr entfernte das Desinfektionsmittel und reinigte anschließend ihre Spezialanzüge vor Ort in einem Not-Dekontaminationszelt. Nach dem Lüften des Seniorenhauses konnte dieses dann wieder von seinen Bewohnern bezogen werden.
Vergiftung durch Reinigungsmittel
Dieser Fall macht deutlich, welche Risiken Reinigungskräfte bei ihrer täglichen Arbeit eingehen. Der Schutz der eigenen Gesundheit sollte auch bei Reinigungskräften an erster Stelle stehen. Bereits im Jahr 2011 wies das Umweltbundesamt auf „eine große Anzahl an gesundheitlichen Schäden“ durch „ätzende und reizende Reinigungsmittel“ hin und gab einen Flyer zur Vermeidung von gesundheitlichen Schänden heraus. Anlass waren 665 gemeldet Vergiftungen durch Reinigungsmittel im Jahre 2009. Seit der Meldepflicht von Vergiftungen ab dem 1. August 1990 wurden fast 10.000 Fälle gemeldet. 90 Prozent der Fälle entstanden in Zusammenhang mit beruflichen Tätigkeiten und nur 10 Prozent in privatem Umfeld.
Besondere Vorsicht sollten Reinigungskräfte bei Reinigern walten lassen, die das Gefahrenstoff-symbol „ätzend“ tragen und häufig beispielsweise auf Sanitärreinigern zu finden sind. Der unsachgemäße Einsatz von Reinigungsmitteln mit diesem Hinweis kann zu Hautreizungen, Verätzungen sowie Schädigungen der Atemwege und der Lunge führen. Das Umweltbundesamt empfiehlt daher auf den Einsatz solcher Reinigungsmittel komplett zu verzichten und dafür alternative Reiniger zu verwenden, die nicht nur die Gesundheit des Reinigungspersonals nicht gefährden und umweltfreundlicher sind.
Schäden an Haut und Lunge
Forscher der norwegischen Universität Bergen fanden, laut einem Bericht des NDR, in der Langzeitstudie "Respiratory Health Survey" über einen Zeitraum von 20 Jahre mit 6.230 Teilnehmern heraus, dass Menschen, die sehr viel putzen eine schwächere Lunge aufweisen, als Menschen, die nie putzen. Viele der Teilnehmer putzen hauptberuflich, einige andere nur im privaten Bereich. Die Wissenschaftler stellten fest, dass nach dem Testzeitraum eine deutliche Beeinträchtigung der Lungenfunktion feststellbar war. Diese zeigte sich am deutlichsten bei den Teilnehmern, die als Reinigungskräfte tätig waren. Auslöser für die gesundheitlichen Schände sind laut der Studie die in Reinigungsmitteln enthaltene chemische Substanzen, die durch Einatmen von gesprühten Putzmitteln in die Lungen dringen und dort Gewebe zerstören.
Neben der Lunge ist auch die Haut durch Reinigungsmittel gefährdet. Reiniger, die Bakterien beispielsweise in Sanitäranlagen entfernen sollen, schädigen bei Hautkontakt die Haut besonders stark. Schützen kann man sich vor den Stoffen zum Beispiel durch das Tragen von Handschuhen und einem Mundschutz. Außerdem soll neben einer ausreichenden Belüftung während des Putzvorgangs auch nur die Verwendung eines Reinigers zur gleichen Zeit die Gesundheit schützen können.
Prävention für Reinigungskräfte
Neben den Gefahren für Lunge und Haut besteht für Reinigungskräfte auch ein Gesundheitsrisiko für Muskeln und Skelett. Die sich wiederholenden Tätigkeiten und entsprechende Körperhaltungen können zu Muskel-Skelett-Erkrankungen führen. Um solchen Erkrankungen vorzubeugen sollte Reinigungspersonal die angebotenen Schulungen besuchen und somit das Risiko einer Erkrankung durch das Erlernen schonender Bewegungsabläufe zu minimieren.
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