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Lohnerhöhung mit Haken: Reicht das Plus für ein besseres Leben?

Nach vier harten Verhandlungsrunden Ende 2024 hatten sich Arbeitgeber und Gewerkschaft im Gebäudereiniger-Handwerk auf einen neuen Tariflohn geeinigt. Danach steigt der Branchenmindestlohn um rund 11 Prozent. Doch bei weiter steigenden Lebenshaltungskosten fragen sich viele was von den Lohnerhöhungen übrig bleibt.

 

Seit dem 1. Januar 2025 gibt es für die Beschäftigten der Gebäudereinigungsbranche eine erfreuliche Nachricht: Der Stundenlohn wurde erhöht. In der untersten Lohngruppe (Lohngruppe 1) stieg der Stundenlohn von bisher 13,50 Euro auf 14,25 Euro, während Fachkräfte in der Glas- und Fassadenreinigung (Lohngruppe 6) nun 17,65 Euro statt 16,70 Euro pro Stunde erhalten. Diese Anpassungen sind das Ergebnis harter und langwieriger Verhandlungen zwischen der IG BAU und dem Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks. Ein 13. Monatsgehalt, das von vielen Beschäftigten gefordert wurde, bleibt jedoch weiterhin aus. Erste Gespräche darüber sind frühestens für Ende 2025 geplant. Angesichts steigender Lebenshaltungskosten und Mieten fragen sich jedoch viele: Wie viel bleibt von der Lohnerhöhung tatsächlich übrig?

 

Der wirtschaftliche Kontext: Eine Lohnerhöhung unter steigendem Druck

 

Die Lohnerhöhung in der Gebäudereinigungsbranche fällt in eine Zeit, in der viele Haushalte mit steigenden Lebenshaltungskosten kämpfen. Zwar sank die Inflationsrate in Deutschland im Jahr 2024 auf 2,2 % und lag damit deutlich niedriger als in den beiden Vorjahren, doch ein spürbarer Rückgang der Belastung für Verbraucher ist nicht überall zu erkennen. Vor allem die Mietpreise, die im August 2024 einen neuen Höchststand erreichten, machen es vielen schwer, mit ihrem Einkommen über die Runden zu kommen. Auch die Energiekosten bleiben ein Belastungsfaktor, trotz leicht gesunkener Preise für Strom und Erdgas. Besonders Fernwärme verteuerte sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich – um satte 31,8 %. Diese Entwicklungen werfen die Frage auf, ob die zusätzlichen Einnahmen durch den neuen Tarifabschluss überhaupt ausreichen, um der finanziellen Realität der Beschäftigten gerecht zu werden.

 

?Stimmen aus der Reinigungsbranche: Ein Schritt nach vorn, aber nicht genug


 

Die Meinungen zur Lohnerhöhung könnten unterschiedlicher kaum sein. Während die IG BAU das Plus von rund 11 % als „überfälligen Schritt“ bezeichnet, schwingt Enttäuschung über nicht erfüllte Forderungen mit: Vor allem ein 13. Monatsgehalt, das seit Jahren ein zentraler Punkt der Tarifverhandlungen ist, wurde erneut vertagt. Für viele Beschäftigte wäre diese Zahlung ein dringend benötigtes finanzielles Polster, um unerwartete Ausgaben abzufedern.

 

Auf Arbeitgeberseite zeigt sich hingegen ein vorsichtiges Aufatmen. Der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks (BIV) bezeichnete das Ergebnis der Verhandlungen als fairen Kompromiss, der sowohl die Leistung der Beschäftigten anerkennt als auch die wirtschaftlichen Herausforderungen der Branche berücksichtigt. Schließlich kämpft auch die Gebäudereinigung mit gestiegenen Betriebskosten, während Preiserhöhungen gegenüber Kunden nur begrenzt durchsetzbar sind.

 

Und wie sehen das die Beschäftigten selbst? Viele Reinigungskräfte begrüßen die Lohnerhöhung als wichtige Anerkennung ihrer harten Arbeit. Doch die Freude wird oft von der Sorge überschattet, dass der finanzielle Spielraum dennoch knapp bleibt.

 

Dieser Mix aus vorsichtigem Optimismus, enttäuschten Erwartungen und wirtschaftlichem Druck zeigt: Die Lohnerhöhung ist ein wichtiger Schritt. Ein Allheilmittel gegen die steigende Belastung im Alltag ist sie jedoch nicht.

 

?Netto vs. Brutto: Wie viel kommt wirklich an?

 

Die Lohnerhöhung in der Gebäudereinigungsbranche klingt auf den ersten Blick nach einem großen Schritt nach vorn. Doch wie viel bleibt davon am Ende tatsächlich im Geldbeutel? Ein Beispiel: Ein Gebäudereiniger in der untersten Lohngruppe verdient mit dem neuen Tarif 14,25 Euro pro Stunde. Bei einer 40-Stunden-Woche ergibt das einen Monatsbruttolohn von etwa 2.280 Euro. Nach Abzug von Steuern, Sozialabgaben und Krankenversicherungsbeiträgen reduziert sich dieser Betrag auf ein Nettogehalt von rund 1.600 bis 1.700 Euro – abhängig von der Steuerklasse. Verglichen mit dem alten Tarif von 13,50 Euro pro Stunde bringt die Erhöhung ein Plus von etwa 120 bis 130 Euro netto pro Monat.

 

Doch wie viel bewirkt dieses Plus im Alltag? Für viele Beschäftigte reicht es vielleicht, um ein paar der stark gestiegenen Kosten auszugleichen, doch für größere Sprünge oder Rücklagen bleibt oft wenig übrig. Besonders für Alleinverdiener oder Haushalte mit Kindern bleibt der finanzielle Druck hoch – trotz der tariflichen Verbesserungen.

 

?Lebensrealität: Reicht der neue Lohn?

 

Ein Blick auf die Lebensrealität vieler Gebäudereiniger zeigt schnell, wie angespannt die Situation bleibt. Ein typischer Wocheneinkauf für eine Familie kann leicht zwischen 150 und 200 Euro kosten – abhängig von Region, Ernährungsgewohnheiten und individuellen Bedürfnissen. Hinzu kommen steigende Mietpreise: In Großstädten wie München, Frankfurt oder Hamburg ist eine kleine Wohnung unter 1.000 Euro monatlich kaum zu finden. In einigen Städten sind Quadratmeterpreise von 15 bis 20 Euro keine Seltenheit.

 

Auch Energiekosten bleiben ein ständiger Kostenfaktor. Während die Preise für Strom und Gas zuletzt leicht gesunken sind, belasten Fernwärme und Heizkosten viele Haushalte weiterhin. Eine Fernwärme-Rechnung, die um 30 % höher ausfällt als im Vorjahr, lässt die Lohnerhöhung schnell verpuffen. Am Ende des Monats bleibt vielen Beschäftigten wenig Spielraum für Freizeit, Ersparnisse oder Investitionen – vom Sparen für die Zukunft ganz zu schweigen.

 

?Regionale Unterschiede: Stadt und Land im Vergleich
 

Die Wirkung der Lohnerhöhung hängt jedoch stark vom Wohnort ab. In ländlichen Gegenden, wo die Mietpreise oft noch moderat sind, könnte das zusätzliche Einkommen tatsächlich einen Unterschied machen. In Regionen wie Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern oder im ländlichen Bayern liegen die Mietpreise teilweise bei 5 bis 8 Euro pro Quadratmeter. Hier haben Beschäftigte möglicherweise etwas mehr Luft, um finanzielle Belastungen auszugleichen oder Rücklagen zu bilden.

Ganz anders sieht es in teuren Ballungsräumen aus. In Städten wie München oder Stuttgart, wo die Lebenshaltungskosten weit über dem Bundesdurchschnitt liegen, reicht die Lohnerhöhung oft nur, um mit den steigenden Preisen Schritt zu halten. Besonders betroffen sind Alleinerziehende oder Familien, die in diesen Städten wohnen und einen Großteil ihres Einkommens für Miete und Nebenkosten aufwenden müssen. Die regionalen Unterschiede zeigen eindrucksvoll, wie sehr der Wohnort darüber entscheidet, wie spürbar die Lohnerhöhung tatsächlich ist.

 

?Langfristige Perspektiven: Attraktivität und Nachhaltigkeit der Gebäudereinigung stärken

 

Die jüngste Lohnerhöhung ist ein Schritt nach vorne, doch langfristig braucht es umfassendere politische Maßnahmen, um die Gebäudereinigung als Berufsfeld finanziell attraktiver und nachhaltiger zu gestalten. Ein zentraler Ansatzpunkt ist die Einführung eines branchenspezifischen Mindestlohns, der über dem allgemeinen gesetzlichen Niveau liegt. Dadurch könnte die Wertschätzung für die körperlich anspruchsvolle Arbeit gesteigert und die Einkommenssicherheit der Beschäftigten erhöht werden. Darüber hinaus fordern Gewerkschaften und Experten mehr Investitionen in Weiterbildung und Qualifizierungsprogramme. Mit besserer Ausbildung und Spezialisierung könnten Gebäudereiniger höhere Positionen erreichen und langfristig besser entlohnt werden.

 

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Insbesondere die hohen körperlichen und psychischen Belastungen in der Branche – lange Arbeitszeiten, schweres Heben und der hohe Zeitdruck – machen den Beruf unattraktiv. Hier könnte eine stärkere Regulierung helfen, um faire Arbeitszeiten und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu gewährleisten. Politische Maßnahmen wie steuerfreie Zuschüsse für Arbeitsmaterialien oder die Förderung von Präventionsmaßnahmen im Bereich Gesundheitsschutz könnten langfristig eine nachhaltigere Arbeitsweise ermöglichen.

 

?Forderungen der Gewerkschaften: Was bleibt auf der Agenda?

 

Die Lohnerhöhung war ein Erfolg, doch auf der Agenda der Gewerkschaften stehen weiterhin zentrale Forderungen. Ein 13. Monatsgehalt bleibt dabei ein Hauptanliegen. Dieses zusätzliche Einkommen könnte nicht nur als finanzielles Polster für unerwartete Ausgaben dienen, sondern würde den Beschäftigten auch das Gefühl geben, dass ihre Arbeit wirklich geschätzt wird. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Einführung von Weihnachts- oder Urlaubszuschüssen, wie sie in anderen Branchen längst üblich sind.

 

Auch die Frage nach der Arbeitszeit spielt eine große Rolle. Viele Gebäudereiniger arbeiten in Teilzeit oder im Minijob – oft nicht freiwillig, sondern weil es an Vollzeitstellen mangelt. Gewerkschaften setzen sich deshalb für mehr Vollzeitstellen ein, um den Beschäftigten ein verlässliches Einkommen zu ermöglichen. Zusätzlich steht die Forderung nach einem leichteren Zugang zu Renten- und Sozialleistungen auf der Liste, da viele Beschäftigte im Alter mit finanziellen Engpässen kämpfen.

 

?Rolle der Arbeitgeber: Unterstützung in wirtschaftlich schwierigen Zeiten

 

Auch die Arbeitgeber stehen in der Verantwortung, ihre Beschäftigten über die tariflichen Verpflichtungen hinaus zu unterstützen – trotz wirtschaftlicher Herausforderungen. Einige Unternehmen zeigen bereits, wie es gehen kann. So bieten manche Betriebe ihren Beschäftigten Jobtickets für den öffentlichen Nahverkehr an, die einen großen finanziellen Vorteil bringen. Andere unterstützen ihre Mitarbeiter mit Zuschüssen zu Kinderbetreuungskosten oder bieten flexible Arbeitsmodelle an, die sich besser mit dem Privatleben vereinbaren lassen.

 

Ein weiteres Beispiel ist die Bereitstellung von Arbeitskleidung und -materialien. Was für manche Branchen selbstverständlich ist, bleibt in der Gebäudereinigung oft den Beschäftigten überlassen. Arbeitgeber könnten hier durch kostenlose Bereitstellung oder Zuschüsse nicht nur ihre Wertschätzung zeigen, sondern auch die finanzielle Belastung ihrer Angestellten reduzieren. Schließlich spielen auch Fort- und Weiterbildungsprogramme eine wichtige Rolle. Unternehmen, die ihren Beschäftigten die Möglichkeit geben, sich weiterzuentwickeln, binden ihre Mitarbeiter langfristig und fördern gleichzeitig die Qualität der Arbeit.

 

?Und wie geht es weiter?
 

Die Gebäudereinigung ist eine essenzielle Branche, doch damit sie langfristig attraktiv bleibt, sind Veränderungen nötig – sowohl auf politischer als auch auf unternehmerischer Ebene. Während die Gewerkschaften weiter für finanzielle Entlastung und bessere Arbeitsbedingungen kämpfen, könnten Arbeitgeber mit kleinen, aber wirkungsvollen Maßnahmen sofort einen Unterschied machen. Die Zukunft der Branche hängt davon ab, wie ernst die Anliegen der Beschäftigten genommen werden und ob nachhaltige Lösungen gefunden werden, die sowohl die Arbeit als auch die Lebensqualität verbessern. kw

 

Bildmaterial: Adobe Stock, Ferdinand Herndler from Pixabay

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