Green Cleaning – Nachhaltigkeit im Putzschrank oder nur grüner Schein?
Nachhaltig, umweltfreundlich, „grün“ – diese Schlagworte schmücken heute viele Reinigungsprodukte und der eine oder andere kann sie möglicherweise schon nicht mehr hören. Doch ist wirklich überall „Green Cleaning“ drin, wo Green Cleaning draufsteht? Zwischen cleverem Marketing und echtem Umweltbewusstsein liegen oft Welten. Denn was bringt ein ökologisches Siegel, wenn am Ende doch Mikroplastik ins Wasser gelangt oder vermeintlich „natürliche“ Inhaltsstoffe eine „halbe Chemiefabrik“ im Hintergrund haben?
Green Cleaning ist eben mehr als ein Etikett – es ist ein Anspruch. Zeit, den Trend genauer unter die Lupe zu nehmen: Welche Produkte sind tatsächlich nachhaltig? Welche Alternativen gibt es? Und wie können wir mit einfachen Mitteln reinigen, ohne der Umwelt zu schaden? Echte Sauberkeit fängt eben nicht nur auf der Oberfläche an.
Die Realität hinter dem grünen Etikett
In den letzten Jahren hat der Markt für „grüne“ Reinigungsprodukte stark an Bedeutung gewonnen. Verbraucher setzen zunehmend auf Nachhaltigkeit und umweltfreundliche Alternativen, doch hinter vielen vielversprechenden Labels steckt nicht immer das, was die Werbung verspricht.
Ein Blick auf unabhängige Tests, wie etwa von Öko-Test, zeigt, dass viele dieser Produkte nur eingeschränkt nachhaltig sind. So schnitt der „Essential Allzweckreiniger Lemon“ von Ecover trotz seines ökologischen Images lediglich mit „ausreichend“ ab – die Reinigungsleistung ließ zu wünschen übrig. Noch problematischer ist der „Allzweckreiniger Reine Frische“ von Sagrotan, der aufgrund des enthaltenen, stark gewässerbelastenden Benzalkoniumchlorids nicht überzeugen konnte. Auch andere Produkte enthielten problematische Inhaltsstoffe, die weder umweltfreundlich noch gesundheitlich unbedenklich sind.
Zudem wird häufig mit Begriffen wie „vegan“ oder „biologisch abbaubar“ geworben, obwohl diese nicht immer den Anforderungen an echte Nachhaltigkeit entsprechen. So fanden Tests bedenkliche Konservierungsstoffe oder schwer abbaubare Tenside in Produkten, die mit einem umweltfreundlichen Image vermarktet werden.
Was bedeutet das für die Gebäudereinigungsbranche?
Diese Problematik betrifft nicht nur Privathaushalte, sondern natürlich auch die gewerbliche Gebäudereinigung. Viele Reinigungsfirmen greifen nach wie vor zu konventionellen Produkten, da diese günstig, einfach verfügbar und leistungsstark sind. Doch hier lauert ein großes Verbesserungspotenzial: Würde die Branche auf wirklich umweltfreundliche Alternativen umsteigen, könnten die enormen Mengen an chemischen Rückständen, die täglich in die Umwelt gelangen, signifikant reduziert werden.
Sicher, Gebäudereiniger stehen oft vor besonderen Herausforderungen. Zum einen müssen ökologische Produkte ebenso effektiv sein wie konventionelle Mittel, um hohe Hygieneanforderungen zu erfüllen. Zum anderen sind die Kosten ein entscheidender Faktor. Viele umweltfreundliche Alternativen sind teurer – zumindest auf den ersten Blick. Langfristig können sie jedoch durch bessere Verträglichkeit für Mensch und Umwelt sowie eine Reduzierung von Folgekosten punkten.
Fortschritte und Hemmnisse
Fortschritte sind erkennbar, wenn auch selten: Einige Hersteller arbeiten an glaubwürdigen Lösungen, wie biologisch abbaubaren Inhaltsstoffen oder plastikfreien Verpackungen. Produkte wie der Sodasan Allzweckreiniger schnitten im Vergleich besser ab, sind jedoch auch nicht frei von Optimierungspotenzial. Dennoch zeigt sich, dass ein Umdenken in der Gebäudereinigungsbranche nicht nur wünschenswert, sondern dringend notwendig ist.
Greenwashing: So werden Verbraucher getäuscht
?Greenwashing beschreibt die Praxis, Produkten ein umweltfreundliches Image zu verleihen, ohne tatsächlich nachhaltige Standards einzuhalten. Begriffe wie „natürlich“, „biologisch abbaubar“ oder „vegan“ klingen zwar überzeugend, sind jedoch oft nicht klar definiert. Das bedeutet, ein Produkt kann zwar „biologisch abbaubar“ sein, gleichzeitig aber problematische Inhaltsstoffe enthalten oder in einer umweltschädlichen Verpackung geliefert werden. Für Verbraucher ist es daher schwer, echte Nachhaltigkeit von Marketingstrategien zu unterscheiden.
Vorsicht vor irreführender Werbung
Immer wieder fallen Unternehmen durch irreführende Werbung auf. Ein Beispiel sind Reinigungsmittel, die mit einer „grünen“ Verpackung oder selbst kreiierten Umweltsiegeln werben, aber dennoch problematische Inhaltsstoffe enthalten. Solche Praktiken zeigen, dass selbst große Marken oft nur auf Oberflächlichkeit setzen, um sich ein nachhaltiges Image zu verschaffen.
Eine Hilfe kann hier der Blaue Engel sein, eines der ältesten und bekanntesten Umweltzeichen. Dieses Label zertifiziert Produkte und Dienstleistungen, die in besonderem Maße umweltfreundlich sind, und gibt klare Kriterien vor. Zum Beispiel müssen mit dem Blauen Engel ausgezeichnete Reinigungsmittel biologisch abbaubare Tenside enthalten, dürfen keine Mikroplastikpartikel aufweisen und müssen transparent über ihre Inhaltsstoffe informieren. Verbraucher können sich so an einem etablierten Standard orientieren und Greenwashing leichter erkennen. Die Marke Respect, erhältlich bei EDEKA, bietet vom Allzweckreiniger bis zum WC-Reiniger mit dem Blauen Engel ausgezeichnete Produkte an. Auch das EU Ecolabel ist ein freiwilliges Umweltzeichen, das 1992 von der Europäischen Union eingeführt wurde. Es kennzeichnet Produkte und Dienstleistungen, die über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg geringere Umweltauswirkungen haben als der Marktdurchschnitt. Dabei wird darauf geachtet, dass die Qualität und Gebrauchstauglichkeit der Produkte nicht beeinträchtigt werden. Das Label deckt ein breites Spektrum ab, darunter natürlich Reinigungsmittel, aber auch Textilien, Elektrogeräte und Dienstleistungen wie Hotels oder Campingplätze. Es ist ein wichtiges Instrument zur Förderung nachhaltiger Konsum- und Produktionsmuster.
Praktische Tipps:
- Labels wie den Blauen Engel oder das EU Ecolabel suchen: Beide Label garantieren hohe Umweltstandards und sind als vertrauenswürdig einzustufen.
- Fragen stellen: Unternehmen, die wirklich nachhaltig agieren, geben bereitwillig Auskunft über ihre Produktionsmethoden und Inhaltsstoffe.
- Online-Recherchen nutzen: Portale wie die Webseite des Blauen Engels oder Utopia bieten nützliche Informationen und Listen zertifizierter Produkte.
Greenwashing verdeutlicht, wie wichtig es ist, nicht blind den Versprechungen von Labels zu vertrauen. Siegel wie der Blaue Engel schaffen Transparenz und ermöglichen es Verbrauchern, bewusste Entscheidungen zu treffen.
Do it yourself
Nachhaltigkeit im Haushalt ist nicht nur ein wichtiger Schritt für den Umweltschutz, sondern auch einfacher umzusetzen, als viele denken. Mit selbstgemachten Reinigungsmitteln lassen sich nicht nur Chemikalien vermeiden, sondern auch Kosten sparen. Ein Allzweckreiniger aus Wasser, Natron und Essig reinigt Oberflächen effektiv und ist dabei schonend zur Umwelt. Zitronensäure eignet sich hervorragend, um Kalkablagerungen zu entfernen, und ein Mix aus Wasser und Zitronensaft bringt Fenster zum Glänzen – ohne streifige Rückstände. Aber Vorsicht: Soda ist alkalisch (also laugenartig) und daher nicht für alle Böden geeignet. Beispielsweise mag Linoleum keine alkalischen Reiniger. Ein Hinweis darauf ist der ph-Wert, er sollte deutlich unter 9 liegen. Leider findet man den ph-Wert auf Reinigern selten angegeben. Das müsste eigentlich geändert werden.
Mikrofasertücher, vielbenutzt, aber sehr problematisch
Das Mikrofasertuch gehört zu den beliebtesten Reinigungsutensilien – und das aus gutem Grund. Es ist vielseitig einsetzbar, reinigt gründlich, oft ohne zusätzliche Reinigungsmittel, und hinterlässt keine Streifen. Doch trotz seiner Effizienz gibt es eine Kehrseite: Mikrofasertücher bestehen aus synthetischen Materialien wie Polyester oder Polyamid, die beim Waschen Mikroplastik freisetzen. Diese winzigen Partikel gelangen über das Abwasser in die Umwelt, wo sie kaum abbaubar sind und langfristig Ökosysteme belasten.
Das Problem liegt nicht nur in der Materialzusammensetzung, sondern auch in der Menge an Mikroplastik, die durch die hohe Waschfrequenz freigesetzt wird. Studien zeigen, dass jede Wäsche bis zu Hunderttausende dieser Partikel in die Umwelt spülen kann. Zwar gibt es spezielle Waschbeutel oder Filter, die den Eintrag von Mikroplastik reduzieren sollen, doch die grundlegende Problematik bleibt bestehen.
Wer also umweltbewusst handeln möchte, kann auf nachhaltige Alternativen umsteigen. Baumwolltücher, Hanffasern oder Luffa-Schwämme bieten eine umweltschonende Lösung, die ebenso effektiv reinigt und nach dem Gebrauch einfach kompostiert werden kann. So lässt sich die Reinigungsroutine optimieren, ohne der Umwelt langfristigen Schaden zuzufügen.
Ein weiterer oft unterschätzter Faktor ist die richtige Dosierung. Wer Reinigungsmittel sparsam und nach Herstellerangaben verwendet, schont nicht nur Ressourcen, sondern verringert auch die Abwasserbelastung erheblich. Dosierhilfen wie Pumpspender oder Messbecher erleichtern es, die richtige Menge zu nutzen – denn weniger ist oft mehr, gerade bei konzentrierten Produkten.
Die steigende Nachfrage nach umweltfreundlichen Reinigungsmitteln zeigt, dass Verbraucher sich der Problematik bewusst sind. Gleichzeitig hinkt die Realität hinter den Versprechen vieler Hersteller her. Greenwashing ist ein verbreitetes Problem, das durch mehr Transparenz und glaubwürdige Siegel bekämpft werden muss. Verbraucher können ebenfalls Verantwortung übernehmen, indem sie nachhaltige Optionen wählen und die Praktiken der Hersteller kritisch hinterfragen.
Abschließend bleibt der Appell: Nachhaltige Reinigung beginnt bei uns allen. Mit bewussten Entscheidungen, DIY-Alternativen und einer gesunden Portion Skepsis gegenüber Marketingversprechen können wir unseren Beitrag leisten, um Sauberkeit und Umweltschutz miteinander zu verbinden. kw
Bild: pixabay
Redaktion
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